Letzte Aktualisierung: 28.02.2016
Mittwoch, 7. Oktober 2015
Der heutige Tag beginnt mit einer Kanutour auf dem Oranje Fluss, dem Grenzfluss zwischen Südafrika und Namibia. Hierzu fahren wir zunächst mit einer Gruppe Amerikaner in einem Bus flussaufwärts und nehmen dort unsere Kanus in Empfang. Es folgt eine kurze Einweisung, in der uns wichtige Paddelsignale erläutert werden. Kurz darauf geht es los.
Da es passagenweise Stromschnellen geben soll, habe ich meine Kamera sicherheitshalber in der Unterkunft gelassen. Daher kann ich leider keine Bilder von der wunderschönen Landschaft machen. Da unterwegs jedoch einige kentern, war meine Entscheidung wohl nicht ganz so verkehrt.
Eine Amerikanerin hat eine GoPro-Kamera dabei. Als ihr diese ins Wasser fällt, springt sie spontan hinterher. Ihre Kamera kann sie jedoch nicht wiederfinden. Zurück ins Kanu schafft sie es auch nicht allein. Unser Guide muss helfen. Sie schwimmen zunächst zu einer flachen Stelle, sodass der Guide das Kanu stabilisieren kann, damit die junge Frau sicher ins Kanu steigen kann.
Auf einem ruhigen Abschnitt kentern plötzlich Maik und Jens. Jens hat auch eine GoPro-Kamera dabei, hat diese jedoch am Kanu befestigt. Zum Glück ist sie beim Kentern nicht abgefallen. Beim Versuch ins Kanu zu steigen, kentern sie erneut. Auch hier muss unser Guide Hilfe leisten.
Unterwegs machen wir einige kurze Pausen am Ufer, einmal sogar auf der südafrikanischen Seite. Kurz vor Felix Unite warten die schwierigsten Stromschnellen auf uns. Doch mit den Tipps unseres Guides sind diese gut zu meistern. Gegen 11:45 Uhr erreichen wir nach etwas über drei Stunden verspätet unsere Unterkunft.
Bereits um 12:15 Uhr findet das Briefing statt. Die heutige Etappe werden wir leider überwiegend auf Asphalt zurücklegen. Doch zunächst erwartet uns eine der schönsten Strecken Namibias. Der unbefestigte Abschnitt der Straße C13 führt direkt am Orange River entlang. Daher möchte unser Guide Rainer die wundervolle Strecke heute selbst mit dem Motorrad fahren und tauscht mit Björn die Rollen.
Zunächst fahren wir die Asphaltstraße zurück nach Aussenkehr. Wenig später kommt endlich die ersehnte Schotterpiste. Die kurvige und hüglige Strecke wartet mit einigen engen und unübersichtlichen Stellen auf. Auch sandige Abschnitte gibt es. Es ist also Vorsicht geboten.
Auf einer engen, steilen Steigung kommt mir plötzlich ein in Straßenmitte fahrender Jeep entgegen. Da ich jedoch am linken Straßenrand fahre, geht alles gut. Wäre ich mit einem Auto unterwegs gewesen, wäre ein Zusammenstoß wohl unvermeidbar gewesen.
Das Fahren bereitet mir viel Freude. Ich halte mehrmals an und genieße den Ausblick auf den Orange River. Leider sind die 80 Kilometer viel zu schnell vorbei. Am Ausgang des Ai-Ais/Richtersveld Transfrontier Park gibt es ein Gate, an dem mein Motorradkennzeichen und meine Herkunft notiert werden.
Die Asphaltstrecke ist unspektakulär, die Kilometer ziehen sich hin. In Rosh Pinah legen wir einen kurzen Tankstopp ein. Vor Aus sieht es stark nach Regen aus. Doch wir haben Glück. Wir fahren am Regengebiet vorbei. In Aus tanken wir ein weiteres Mal und machen anschließend eine längere Pause im Bahnhof Hotel. Hier gibt es kühle Getränke und leckeren Kuchen.
Kurz vor sechs erreichen wir schließlich die Gästefarm Klein-Aus Vista. Wir übernachten nicht im Haupthaus, da nicht genügend Zimmer frei sind, sondern in der Eagle's Nest Lodge. Um diese zu erreichen, müssen wir sieben Pistenkilometer auf dem Farmgelände zurücklegen. Doch der Weg lohnt sich.
Die acht wundervollen Chalets mit Kamin, Kochnische und Bad, sind aus Natursteinen um massive Granitfelsen herumgebaut worden und liegen an einem Berghang. Hier kann man Einsamkeit und Wüstenstille genießen. Dies ist die bisher schönste Unterkunft auf unserer Namibia-Tour. Wir sind begeistert.
Heute Abend gibt es traditionelles Braai. Es gibt Lamm, Oryx und Boerewors vom Grill. Die Boerewors ist eine Grillwurst, besteht aus fein gehacktem Rind-, Schweine- und Wildfleisch und wird kräftig gewürzt. Außerdem gibt es in Alufolie geröstetes Toast, der mit Käse, Tomaten und Zwiebeln belegt ist, sowie Kartoffeln. Zum Abschluss gibt es ein Dessert.
Das leckere Abendessen genießen wir unter freiem Himmel bei kühlem Bier. Reste und Knochen werfen wir in die Wüste, um die sich später die Schakale kümmern werden. Einige Geckos genießen die in den Natursteinen gespeicherte Wärme. Am späten Abend sehen wir auch unseren ersten Skorpion. Laut Björn wäre dieser nicht giftig. Wir sollen morgen trotzdem vorsichtig sein, wenn wir unsere Schuhe oder Stiefel anziehen.
Bevor Peter und ich zu Bett gehen, genießen wir noch die unglaubliche Stille. Es ist so ruhig, dass ich mein Herz schlagen höre. Ein magischer Moment, den man im lauten Europa nur noch selten erleben kann. Dies ist ein Grund, warum es mich immer wieder in abgelegene Gebiete zieht.
Donnerstag, 8. Oktober 2015
Peter und ich werden kurz vor sechs Uhr wach. Wir nutzen die Gelegenheit, setzen uns vor das Haus und genießen die Morgendämmerung. Von den Knochenresten des Braais ist tatsächlich nichts mehr zu sehen. Die Schakale haben ganze Arbeit geleistet.
Um halb acht fahren wir mit den Motorrädern zum Haupthaus. Auf dem Weg dorthin läuft ein Herde weißer Pferde neben uns her. Einmal müssen wir halten, weil sie vor uns den Piste queren. Was für einer schöner Start in den Tag.
Nach dem ausgiebigen Frühstück fahren wir kurz vor neun Uhr weiter Richtung Norden. Da uns heute eine schwierige Etappe mit längeren Sandpassagen bevorsteht, wurde vereinbart, dass wir uns alle auf halben Weg in Betta treffen, bevor weitergefahren wird.
Auf unserem Weg kommen wir an Helmeringhausen vorbei. Hier wohnt Björn und betreibt unter anderem ein Hotel. Björn ist bereits am frühen Morgen nach Helmeringhausen aufgebrochen, um seine Familie zu besuchen. Wie sich im Laufe des Tages herausstellt, haben außer Michael und mir alle anderen Teilnehmer Björn einen Besuch abgestattet.
Vor Betta kommen schließlich die tiefen Sandpassagen, die sich über mehrere Kilometer hinziehen. Die erste Passage meistere ich mit Bravour. Obwohl das Motorrad unter mit sehr starke Bewegungen vollführt hat, bin ich immer Herr der Lage gewesen. Meinen Erfolg feiere ich mit einem lauten Jubelschrei.
Während der zweiten Passage bekomme ich Zweifel, ob ich diese ohne Hinfaller überstehen werde. Ich habe die Bewegungen meines Motorrades kaum noch im Griff. Mir fehlt der Mut, das Gas noch weiter aufzureißen. Daher entschließe ich mich anzuhalten, was die Sache natürlich nicht einfacher macht. So werde ich beinahe abgeworfen, komme jedoch ohne Umfaller zum Stehen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause fahre ich langsam weiter. Im zweiten und dritten Gang quäle ich mich durch den tiefen Sand. Ich bin heilfroh, als sich der Straßenzustand langsam bessert. Um halb eins erreiche ich völlig erschöpft die Tankstelle in Betta. Von Michael, der immer an der Spitze fährt, ist nichts zu sehen.
Ich esse Kuchen, gönne mir ein Eis, fülle meiner Wasservorräte auf und mache es mir bequem. Nach und nach treffen die übrigen Teilnehmer ein. Maik berichtet, dass er mit 100 km/h durch die Sandpassagen gefahren ist und kaum Schwierigkeiten hatte. Andere Teilnehmer hatten größere Schwierigkeiten als ich. Glücklicherweise ist alles gut gegangen, keiner hat sich verletzt.
Um halb zwei fahren wir weiter. Die Straße C27 nach Sesriem lässt sich deutlich besser fahren. Da die Strecke aber viel von Autos befahren wird, macht uns Wellblech zu schaffen. Um 16:00 erreiche ich die Sossusvlei Lodge in Sesriem.
Den Nachmittag verbringen wir an der Bar bei kühlen Getränken. Wie sich herausstellt, hatte Michael vergessen, dass er in Betta auf uns warten sollte. Michael ist schon unzählige Male durch Namibia gefahren. Er konzentriert sich mittlerweile nur noch auf das Fahren. Er fährt immer vorne weg, macht nur wenige Stopps, erreicht die Unterkünfte meist bereits einige Stunden vor uns und genießt dort die Ruhe.
Das Buffet am Abend ist sehr lecker. Es gibt viele Fleischsorten zur Auswahl, die für uns frisch auf dem Grill nach unseren Wünschen zubereitet werden. Ich probiere Strauß und Impala. Beides schmeckt sehr gut, doch das Impalafleisch ist sehr zäh. Auch die Auswahl an Beilagen ist riesig. Ich probiere von Vielem etwas. Gut gesättigt geht es später ins Bett.
Freitag, 9. Oktober 2015
Heute wartet ein Highlight auf uns - die Dünen von Sossusvlei. Um die Dünen bei angenehmen Temperaturen erklimmen zu können, müssen wir zeitig aufstehen. Bereits um 6:45 Uhr brechen wir in einem offenen Jeep Richtung Sossusvlei auf. Ralf und Peter bleiben in der Lodge. Ralf benötigt etwas Zeit für sich, Peter geht es nicht so gut.
Während der Fahrt wird es merklich kälter. Ich genieße die Aussicht auf die wunderschönen Dünen. Wir halten am Aussichtspunkt Sossuspoort, der einen schönen Blick über Flusstal, Dünen- und Berglandschaft bietet. Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke. Am Horizont steigen Heißluftballons auf. Meine Vorfreude steigt.
Nach 60 Kilometern erreichen wir den Parkplatz. Wir steigen aus und wandern eine Düne bei Dead Vlei hinauf. Es herrschen noch angenehme Temperaturen und das Dünenwandern ist weniger anstrengend als erwartet. Die Aussicht auf die umliegenden Dünen und auf Dead Vlei ist einfach fantastisch.
Als wir auf Höhe von Dead Vlei sind, springen wir in Riesenschritten die sehr steile Flanke der Sanddüne hinunter und stehen kurze Zeit später mitten in Dead Vlei, eine von Dünen umschlossene Ton-Pfanne. Aus dem Sand ragen abgestorbene Kameldornbäume, deren Holz von Sonne und Wind gebleicht ist und die schöne Fotomotive abgeben. Manche dieser Bäume sollen über 500 Jahre alt sein.
Wir laufen langsam zum Jeep zurück. Anschließend fahren wir durch tiefen, weichen Sand und erreichen kurze Zeit später Sossusvlei. Wir genießen den Ausblick auf die riesigen Dünen. Wir machen eine verkürzte Tour, damit wir nicht zu spät mit den Motorrädern starten. So können wir in Sossusvlei nur Fotos aus der Ferne machen.
Auf der Rückfahrt wird es deutlich wärmer und windiger. Der heiße Fahrtwind erschwert mir das Atmen. Ich muss meinen Kopf aus den Fahrtwind drehen, um normal atmen zu können. Für Markus scheint dies auch zu viel zu sein. Er muss sich übergeben. Um 11:15 Uhr sind wir wieder in der Sossusvlei Lodge.
Bevor wir mit den Motorrädern starten, nehme ich schnell noch eine kalte Dusche, um meine Körpertemperatur zu normalisieren. Mir ist jetzt schon zu heiß. Wie soll das später nur auf dem Motorrad werden? Ich nehme mir vor, viele Pausen zu machen und viel zu trinken.
Die Straße nach Solitaire fährt sich schwer, da es keine richtigen Spuren gibt. Hinzu kommt wieder Wellblech. Peter gibt nach bereits kurzer Zeit auf. Ihm scheint es nicht besser zu gehen. So gesellt er sich zu Markus ins Begleitfahrzeug.
Um 13:00 Uhr erreiche ich Solitaire. Es dauert lange, bis ich mit dem Tanken dran bin. Zu allem Überfluss lässt die Dame auch noch den Tank ordentlich überlaufen. Anschließend decke ich mich im Shop mit 3,5 Litern Wasser ein. Nebenan befindet sich eine Bäckerei. In den Reiseführern wird deren Apfelkuchen gelobt. Da ich gerne Apfelkuchen esse, lasse ich mir den natürlich nicht entgehen. Aus zwei großen Stücken möchte ich Kraft für die restliche Tagesetappe schöpfen.
Gut gestärkt geht es weiter. Es folgen zwei Pässe, die wunderschön zu fahren sind. Am Gaub Pass wartet bereits Jens auf das Begleitfahrzeug. Auch ihm geht es heute nicht gut, so dass er die Fahrt abbrechen muss. Auf dem Anhänger befinden sich nun drei Motorräder. Mehr passen nicht drauf. Sollte noch jemand erkranken, muss sich Rainer etwas einfallen lassen. Würde Björn nicht mit dem Ersatzmotorrad fahren, hätten wir jetzt schon einen Engpass.
Hinter dem Gaub Pass ändert sich allmählich das Landschaftsbild, das nun von den schroffen Felsformationen des Kuiseb Canyon geprägt ist. Der Kuiseb Canyon wird von einem Labyrinth aus Trockenflüssen zerschnitten. Der Kuiseb Pass ist kein Pass im herkömmlichen Sinne. Es wird lediglich das Flussbett des Kuiseb durchfahren, der sich tief in den Canyon gegraben hat. Das Durchfahren macht dennoch Spaß.
Hinter dem Kuiseb Pass biegen wir auf die D1998 ab. Die D-Straßen bis zu den Kobo Kobo Hills lassen sich sehr gut fahren, da sie frisch präpariert worden sind. Auch wenn es überwiegend geradeaus geht, kommt Fahrfreude auf. Ich bin flott unterwegs.
Um 16:30 Uhr erreiche ich das Gate zu den Kobo Kobo Hills. Da ich weiß, dass Antonia und Ralf kurz hinter mir sind, warte ich einen Augenblick und lasse sie das Gate passieren, bevor ich es schließe und weiterfahre. Die wenigen Kilometer bis zu den Hütten sind sehr anspruchsvoll. Die schmale Piste führt zunächst durch felsiges Gebiet, welches wir nur langsam durchfahren können. Später folgt eine langes Stück mit tiefem, weichen Sand.
In einer Tiefsandpassage stürzt Antonia. Ich fahre zunächst an ihr vorbei, um an einer geeigneten Stelle sicher zum Stehen zu kommen. Als ich Antonia erreiche, hat sie sich schon vom Motorrad befreien können. Zum Glück ist alles gut gegangen. Kurze Zeit später ist auch Ralf zur Stelle, so dass ich meine Fahrt fortsetzen kann.
Auf den Kobo Kobo Hills werden wir mit Popcorn, Nüssen und kühlem Bier begrüßt. Von der Bar aus hat man einen herrlichen Panoramablick auf die unberührte Landschaft. Wir übernachten in rustikalen Häusern, die sich wundervoll in die Landschaft einfügen. Ich bin wieder einmal erstaunt, mit wie viel Liebe mitten im Nichts eine Wohlfühloase geschaffen worden ist.
Den Rest des Tages genieße ich die wundervolle Landschaft und beobachte vom Aussichtspunkt die Tiere am Wasserloch. Gegen Abend tauchen immer mehr Paviane auf, die uns neugierig von den umliegenden Bergen aus beobachten.
Zum Abendessen gibt es Oryx-Filet, das auf offenem Feuer zubereitet und im Freien serviert wird. Dazu gibt es Nudeln, Salat, Brot und Butter. Ein wunderschöner, aber auch anstrengender Tag neigt sich dem Ende entgegen. Da ich müde und erschöpft bin, gehe ich früh zu Bett, um Kraft für die kommenden Tage zu tanken.
Samstag, 10. Oktober 2015
Highlight unseres schön eingerichteten Zimmers ist das einfache Badezimmer im Freien mit Blick auf das Wasserloch. Am frühen Morgen kann ich von dort aus eine Oryx-Antilope beobachten, die sich langsam und unsicher dem Wasserloch nähert. Leider mache ich beim Fotografieren ein unbeabsichtigtes Geräusch, sodass sie den Rückzug antritt.
Nach zwei weiteren Stunden Schlaf gibt es ein reichhaltiges Frühstück. Gut gestärkt fahren wir danach weiter Richtung Atlantikküste. Unser heutiges Tagesziel ist Swakopmund, wo wir einen Ruhetag einlegen werden.
Die Strecke nach Walvis Bay hat nur wenig zu bieten. Sie führt größtenteils geradeaus durch die Wüste. Unterwegs bietet der 527 m hohe Vogelfederberg an der C14 etwas Abwechslung. Mit jedem Kilometer wird es merklich kühler. An der Küste habe ich schließlich alle Lüftungsöffnungen meiner Kleidung geschlossen, um nicht zu frieren.
Ich bin heute wieder als einer der ersten gestartet. Normalerweise holen mich die anderen aufgrund meiner vielen Stopps rasch ein. Doch heute ist für lange Zeit niemand im Rückspiegel zu sehen. Ich bekomme Zweifel. Habe ich mich etwa verfahren? Laut Navigationsgerät und Karte befinde ich mich jedoch auf dem richtigen Weg. So viel Möglichkeiten zum Verfahren gibt es in dieser Gegend ja auch nicht.
Oder ist jemandem etwas zugestoßen? Langsam mache ich mir ein wenig Sorgen. Als während meiner vierten Pause schließlich Björn an mir vorbeifährt und die anderen allmählich in der Ferne zu erkennen sind, bin ich beruhigt und kann meine Fahrt befreit fortsetzen. Am Ende stellt sich heraus, dass Anke einen Plattfuß hatte und das Rad getauscht werden musste.
Etwa fünfzig Kilometer vor Walvis Bay fängt die Tankanzeige meines Motorrad zu leuchten an. Rainer und Björn haben gestern noch bei jedem Motorrad etwas Benzin nachgefüllt. Ohne Zusatzbenzin hätten wir Walvis Bay vermutlich nicht erreicht.
Nach dem Tankstopp in Walvis Bay führt die Straße B2 die Küste entlang nach Norden. Links der kalte atlantische Ozean, rechts meterhohe Dünen. Verschiedene Parkplätze direkt am Strand laden zum Verweilen ein. Das lass ich mir natürlich nicht entgehen. Auch die riesigen Dünen auf der gegenüberliegenden Seite müssen bestaunt werden.
Gegen halb drei erreichen wir das Adventure Center am Ortseingang von Swakopmund. Hier können wir verschiedene Aktivitäten für den heutigen und morgigen Tag buchen. Ich entscheide mich für eine Quad-Tour durch die Dünen und eine Bootstour durch die Walvis Bay.
Nach einer sehr kurzen Einweisung, bei der uns nur die Bedienelemente erklärt werden, nicht jedoch die erforderliche Fahrtechnik, startet die Quad-Tour. Mein Quad hat im Gegensatz zu den anderen Quads kein Standgas. Der Guide meint, ich müsse einfach mit dem Gas spielen. Ein Tausch des Quads wäre nicht notwendig. Ich gebe mich damit zufrieden.
Alle Teilnehmer fahren zum ersten Mal ein Quad. An das Daumengas und die geänderte Gangschaltung gewöhnen wir uns noch vergleichsweise schnell, auch wenn es im ersten Augenblick etwas ungewohnt ist. Schwierigkeiten haben wir jedoch mit der richtigen Gewichtsverlagerung.
Beim Motorrad werden die Fliehkräfte in der Kurve durch Schräglage ausgeglichen. Beim Quad ist dies nur durch starke Gewichtsverlagerung zur kurveninneren Seite möglich, um ein Abheben der kurveninneren Räder und ein Umkippen des Quads zu verhindern. Bei der teilweise sehr starken Gewichtsverlagerung muss auch noch der Lenkeinschlag dem Kurvenradius entsprechen. Das will geübt sein.
Ich habe Schwierigkeiten, auf gerader Strecke Anschluss an die Gruppe zu halten. Mein Quad hat im oberen Drehzahlbereich keine Leistung. Hinzukommen noch kleinere Aussetzer. Aufgrund der Dünen verliere ich oft den Sichtkontakt zu den anderen. Die Gruppe muss zwischendrin immer wieder auf mich warten. Der Fahrspaß wird dadurch etwas getrübt.
Unsere Gruppe wird nach kurzer Zeit zweigeteilt. Trotz meiner Geschwindigkeitsprobleme schaffe ich es noch in die etwas sportlichere Gruppe. Ich fahre als Letzter, damit ich die anderen möglichst wenig störe. Nachdem wir mit den Quads vertraut sind und erste Erfahrungen im Wüstensand gesammelt haben, wagen wir uns langsam an die Dünen heran.
Wir fahren die Dünen mit hoher Geschwindigkeit und hoher Drehzahl etwas schräg an. Wir fahren dabei so hoch wie es geht und fahren dann wieder schräg runter. Wichtig hierbei ist, den letztmöglichen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Ist man beim Richtungswechsel zu langsam, bleibt man mitten der auf dem steilen Dünenhang stehen, was nicht ungefährlich ist. Im schlimmsten Fall purzelt man gemeinsam mit dem Quad die Düne herunter.
Das Dünensurfen mit den Quads ist anstrengend, macht mir jedoch unglaublich viel Spaß. Soweit das Auge reicht, sind nur Sand und Dünen zu sehen. Leider habe ich meinen Fotoapparat nicht dabei, um dies für später festhalten zu können.
Unterwegs machen wir zwei Pausen. Es werden Getränke gereicht. Die zweite Pause machen wir auf einem Dünenkamm mit Blick auf den blauen Ozean. Die Aussicht ist einfach fantastisch.
Im Anschluss tausche ich das Quad mit unserem Guide. Dieses fährt sich deutlich besser. Der Fahrspaß ist gleich doppelt so groß und ich kann auch mit den anderen mithalten. Ich hätte schon viel eher auf einen Wechsel bestehen sollen. Na ja, hinterher ist man immer schlauer.
Nach etwa zwei Stunden ist das Wüstenabenteuer für uns beendet. Im Anschluss steuern wir mit unseren Motorrädern das Hotel "Deutsches Haus" in Swakopmund an.
Kurz vor sieben brechen wir gemeinsam zum Brauhaus auf, um gemeinsam zu Abend zu essen. Nach dem vielen Fleisch der vergangenen Tage, möchte ich in Swakopmund nun frischen, regionalen Fisch probieren. So lasse ich mir einen Seeteufel schmecken.
Das Lagerbier in Namibia (Windhoek Lager und Windhoek Draught) ist süffig und schmeckt sehr gut. Heute probiere ich zum ersten Mal Camelthorn Weizenbier, was auch sehr lecker ist.
Sonntag, 11. Oktober 2015
Ausschlafen am Ruhetag ist leider nicht möglich. Denn bereits um Viertel vor acht werden wir am Hotel zur Bootstour abgeholt. Mit einem Bus fahren wir an den Hafen von Walvis Bay. Auf dem Weg dorthin fallen mir erstmals die vielen Kreuze am Straßenrand auf. Tödliche Unfälle scheinen auf dieser kurzen Strecke häufiger vorzukommen.
Am Hafen warten schon die Souvenirverkäufer auf uns. Ich lasse mich in ein unverbindliches Gespräch verwickeln und gebe dabei meinen Vornamen preis. Und bin damit in die "Falle" getappt. Kurze Zeit später kommt der Verkäufer mit einer Makalani Nuss zurück, in der er bereits meinen Vornamen eingraviert hat. Nein zu sagen, wird damit für mich deutlich schwieriger.
Die Preisverhandlung zieht sich etwas hin. Ich erkundige mich nach dem Herstellungsprozess und -aufwand. Da ich heute sein erster Kunde bin, macht er mir schließlich einen Sonderpreis. Für dreißig namibische Dollar kann ich die Makalani Nuss, die mit einem Löwen und einer Giraffe verziert ist und die man als Schlüsselanhänger verwenden kann, mein Eigentum nennen. Sie ziert nun ein Regal in meinem Wohnzimmer.
Die Bootstour mit dem motorbetriebenen Katamaran ist trotz der Kälte wunderschön. Wir bekommen viele Robben, einige Delphine und unzählige Vögel zu sehen. Zwei Robben surfen auf den Wellen des Heckstrahls und kommen schließlich an Bord. Natürlich nur, um etwas Fisch abzugreifen.
Eine Robbe macht sich auf unseren Sitzen breit und lässt sich sogar von uns streicheln. Eine zweite Robbe möchte auch auf das Boot. Doch die erste Robbe signalisiert mit Geräuschen, dass sie das nicht akzeptieren wird. Die zweite Robbe tritt daher den Rückzug an.
Nachdem die erste Robbe das Boot verlassen hat, kommt die zweite an Bord. Diese ist etwas scheu und traut sich nicht ganz so nah an uns heran. Michael übernimmt die Fütterung der kleinen Robbe. Später kommt noch einmal die erste Robbe zu Besuch.
Unterwegs treffen wir ein paar Delphine. Auch diese Surfen gerne in den Heckwellen der Boote, wenn sie gut aufgelegt sind. Wir haben heute leider Pech. Nur für kurze Zeit sind sie am Heck zu sehen.
Wir fahren am Pelican Point vorbei. Neben Flamingos tummeln sich hier unzählige Robben. Die Duftnote, die von der Küste hin und wieder herüberschwappt, lässt den unglaublichen Gestank erahnen, der in der Kolonie vorherrschen muss.
Pelikane statten uns einen Besuch auf dem Katamaran ab. Auch sie hoffen, etwas von dem leckeren Mittagessen abzubekommen, das aus Austern, Sandwiches und Fleischhäppchen besteht. Dazu gibt es Cherry, Sekt und andere Getränke.
Die Austern, die vor Namibias Küste gezüchtet werden, stammen alle aus dem Ausland, da sie sich in dem kalten Wasser nicht fortpflanzen können. Dafür wachsen sie in dem nährstoffreichen Wasser umso schneller, weshalb sich die Aufzucht hier lohnt.
Vor der Küste Namibias liegen viele Schiffe und einige Offshore-Plattformen vor Anker. An einigen fahren wir nah vorbei. Wir erfahren vom Kapitän, dass diese hier auf ihren nächsten Einsatz in Westafrika warten. Der Grund, warum sie vor Namibia liegen, ist das kalte Wasser. Der Fouling-Befall ist hier deutlich geringer, was die Kosten für die Betreiber deutlich reduziert. Um Hafengebühren zu sparen, lassen sie sich sich von Schiffen versorgen.
Gegen 13 Uhr sind wir wieder am Hotel. Nach einem kurzen Mittagsschlaf breche ich zu einem Stadtrundgang auf. Im Café auf dem Jetty Pier treffe ich Ralf und Antonia. Beide haben nicht an der Bootstour, sondern an einer Wüstentour teilgenommen und berichten begeistert von ihren Erlebnissen und den gesichteten Tieren.
Wir trinken zusammen Kaffee und setzen die Stadttour anschließend gemeinsam fort. Wir schauen uns ein paar Häuser aus der Kolonialzeit an und landen schließlich im Café eines neu eröffneten Hotels mit eigener Brauerei. Dort probieren wir drei verschiedene Biersorten (Märzen, Helles und Ale) und lassen uns Nüsse schmecken.
Das Wetter bessert sich, blauer Himmel und die Sonne kommen zu Vorschein. Wir setzen unseren Rundgang fort und steuern auf dem Rückweg zum Hotel noch den alten Bahnhof an, der mittlerweile ein Luxus-Hotel ist.
Heute Abend essen wir im The Tug am Jetty Pier zu Abend. Ich bleibe beim Fisch und lasse mir eine Seafood Suppe und ein Seafood Kebap schmecken. Wir unterhalten uns über unsere heutigen Erlebnisse und stellen fest, dass 15°C sehr kalt sein können, wenn man die Tage zu vor Temperaturen von weit über 30°C gewohnt war. Ich freue mich schon auf die wärmeren Temperaturen.