Letzte Aktualisierung: 24.09.2012

MOTORRADREISE - IRLAND (2012) - Reisetagebuch - Tag 16 bis 20

Samstag, 16. Juni 2012

Tag 16: Newport - Sligo (334 km)

Corraun Peninsula und Achill Island

Corraun Peninsula
Corraun Peninsula

Nach einem reichhaltigen Full Irish Breakfast fahre ich kurz nach 9 Uhr los. Es ist stark bewölkt und die Aussichten für den Tag verheißen nichts Gutes. Ich hoffe, dass ich nicht all zu viel Regen abbekommen werde.

 

Heute sind Corraun Peninsula und Achill Island meine Tagesziele, die mit schönen Küstenstraßen, rauen Klippen, felsigen Landzungen und geschützten Stränden aufwarten. Der Atlantic Drive entlang der Südküste ist eine empfehlenswerte Alternative zu den Hauptstraßen.

Achill Island
Achill Island

Kurvige Straßen führen mitten durch Schafherden die Küste entlang. Ich lege zahlreiche Fotostopps ein und verweile an wunderschönen Stränden.

 

Eine Überraschung erlebe ich hinter Dooagh. Auf einmal geht es mehrere hundert Meter steil bergauf. Bei der anschließenden kurvigen Abfahrt bieten sich tolle Ausblicke auf Keem Beach, der als einer der schönsten Strände Irlands gilt.

Achill Island
Achill Island

Auf der Nordseite der Insel geht es zurück nach Mulrany. Die Straßen führen mich durch eine hügelige Landschaft und an wunderschönen Stränden vorbei.

 

Corraun Peninsula und Achill Island haben sich gelohnt. Das Wetter hat sich gut gehalten. Nur einige kurze Nieselschauer habe ich abbekommen. Sicherlich wäre es bei Sonnenschein noch schöner gewesen.

Céide Fields

Besucherzentrum Céide Fields
Besucherzentrum Céide Fields

Auf dem Weg zu den Céide Fields, einer archäologische Fundstätte, wird das Wetter schlechter. Einige Regenschauer lassen mich auskühlen, so dass ich zu frieren anfange. Meine Stimmung wird schlechter, zumal mein Hunger auch größer wird.

 

Ich hoffe, dass es im Besucherzentrum etwas warmes zu Essen gibt. Die einzige warme Speise ist eine heiße Suppe - genau das richtige zum Aufwärmen! Ansonsten gibt es nur Kaffee und Kuchen.

Steilklippen
Steilklippen

Nach der Stärkung schaue ich mir zunächst die Ausstellung im Besucherzentrum an. Bei den Ausgrabungen in den siebziger Jahren wurden mit Steinmauern eingefasste Felder, Häuser und Megalith-Grabstätten unter dem Torf freigelegt.

 

Leider gibt es heute keine Führungen, so dass die Anlage nur wie ein Haufen kleiner Mäuerchen aussieht. Ich laufe an einigen Löchern vorbei, in denen Steinhaufen freiliegen. Wenig spektakulär, zumal keine Schilder zur Erläuterung vorhanden sind. Die Teilnahme an einer Führung ist also zu empfehlen.

 

Doch die Aussichten auf die Küste und die Steilklippen machen die Enttäuschung wieder wett. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite und direkt an den Steilklippen gibt es eine kleine Aussichtsplattform mit einem tollem Ausblick.

Sligo

Auf der Weiterfahrt nach Sligo fällt die Stromversorgung zu meinem Navigationsgerät aus. Hoffentlich ist nicht die Batterie defekt. An einer Tankstelle mache ich den Versuch. Die KTM springt an. Glück gehabt!

 

In Sligo selbst finde ich kein B&B. Die wenigen Einträge im Navi führen ins Leere. Dann stehe ich auch noch in einem Stau. Etwas gereizt versuche ich mein Glück außerhalb von Sligo und werde fündig.

 

Hier mache ich jedoch die Erfahrung, dass das erste B&B nicht immer das Beste sein muss. Das Zimmer ist in Ordnung, aber die Eltern scheinen im Urlaub zu sein, so dass es kein Frühstück gibt und ich im Voraus zahlen muss, denn der Sohn im Teenageralter möchte ausschlafen.

 

Ich parke mein Motorrad hinter dem Haus. Dabei komme ich an einem Zimmer vorbei, in dem sich die Wäscheberge nur so stapeln. Wo bin ich hier nur gelandet?

 

Ich führe einen ausführlichen Check an meinem Motorrad durch und finde die Ursache für die fehlende Stromversorgung - ein Kabelbruch direkt am Klemmschuh hinter der Batterie. Mit einem Seitenschneider versuche ich das Kabel abzuisolieren. Der erste Versuch geht schief, der zweite klappt. In null Komma nichts ist die Stromversorgung wiederhergestellt.

 

Beim Hineingehen stehe einige Zimmertüren offen. In einem Zimmer liegen Essensreste auf den Boden, in der Küche stapelt sich das dreckige Geschirr. Damit wären fast alle Klischees erfüllt, wenn Kinder sturmfreie Bude haben.

 

Ich mache noch einen kurzen Spaziergang. Es befindet sich jedoch kein Pub oder ein Restaurant in der näheren Umgebung. Glücklicherweise habe ich noch einige Sandwichs im Rucksack. So geht es heute ohne eine zweite warme Mahlzeit ins Bett.


Sonntag, 17. Juni 2012

Tag 17: Sligo - Dungloe (286 km)

Umgebung von Sligo

Rosses Point
Rosses Point

Ich breche früh am Morgen auf, um an einer Tankstelle zu frühstücken. Es ist Sonntag und es fahren viele Autos mit Booten und Kanus vorbei.

 

Nach einigen Sandwiches und einem Pint of Milk fahre ich nach Rosses Point, einem malerischen Badeort, und genieße die ruhige Stimmung am Strand.

Benbulben
Benbulben

Die Umgebung von Sligo wird durch den Benbulben geprägt, der in einiger Entfernung in den Himmel ragt. Der 527 Meter hohe Tafelberg ist einer der bekanntesten Berge Irlands.

 

Weiter geht es zum Glencar Lake. Ich möchte mir dort den Wasserfall anschauen. Vom Parkplatz am See sind es nur wenige Minuten bis zum schönen Wasserfall. Doch der See wirkt auf mich noch schöner.

Auf dem Weg zu den Slieve League

Glencar Waterfall
Glencar Waterfall

Über Manorhamilton, Bundoran, Donegal und Killybegs nähere ich mich langsam, aber sicher dem heutigen Tageshighlight, den Slieve League. Doch zunächst lege ich noch einen Stopp am Hafen und am Strand von Killybegs ein.

 

Bei einem Aussichtspunkt in der Nähe von Largy treffe ich auf zwei Motorradfahrer aus dem Raum Kassel. Der Mann klopft mit der Hand auf meine Sitzbank und meint mit einem Lächeln im Gesicht, man müsse für die harte Sitzbank gut trainiert sein.

 

Er hat nicht ganz unrecht. Vor allem auf längeren und schnelleren Etappen tut mir der Hintern weh, so dass ich auf der Sitzbank vor- und zurückrutsche, mich teilweise sogar erhebe. Hier besteht für zukünftige Reisen noch Optimierungsbedarf an meiner KTM.

Slieve League

Slieve League
Slieve League

Von Largy aus nehme ich die Küstenstraße zu den Slieve League, den spektakulären Meeresklippen, die mit ihren 600 Metern zu den höchsten Europas gehören.

 

Mittlerweile gelangt man mit dem Auto/Motorrad bis ganz nach oben. Doch der Zugang zum oberen, kostenfreien Parkplatz wird reguliert, da nur wenige Plätze zur Verfügung stehen.

 

Die atemberaubende Straße zum Parkplatz nutze ich für einen Fotostopp. Dabei gebe ich mich erstmals freiwillig als Deutscher zu erkennen, in dem ich ein deutsch-irisches Pärchen aus Berlin anspreche. Bisher hatte ich mich immer bedeckt gehalten, wenn mein Kennzeichen meine Herkunft nicht bereits verraten hatte.

 

Weiter oben kommen wir noch einmal ins Gespräch und tauschen die üblichen Urlaubsfloskeln aus. Die Irin wundert sich, dass ich mir für den Norden Irlands fast genausoviel Zeit wie für den Süden nehme. Etwas perplex berichte ich von meinen geplanten Städteaufenthalten.

Slieve League
Slieve League - School Desk and Chair

Ein felsiger Weg führt vom Parkplatz weiter nach oben die Klippen entlang und bietet unterschiedliche Perspektiven auf das Meer und den Slieve League, die einfach atemberaubend sind. Wenn man nach unten sieht, blickt man auf zwei Felsen, die aus ganz offensichtlichen Gründen "school desk" (Schulbank) und "chair" (Stuhl) genannt werden.

 

In der Ferne am höchsten Punkt erkenne ich mehrere Menschen. Der Ausblick von dort muss einfach fantastisch sein. Doch Wandern in Motorradklamotten macht mir nicht wirklich Spaß, da es eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Ohne Jacke ist es aufgrund des Windes jedoch zu kalt, so dass ich nach mehreren hundert Metern umkehre. Zum Thema Bekleidung sollte ich mir für die nächste Tour noch einmal Gedanken mache.

 

Auf dem Rückweg machen sich zwei Wanderer zum Fotoschießen bereit. Ich fühle mich geschmeichelt. Doch leider gilt die Aufmerksamkeit nicht mir, sondern einem entgegenkommenden Oldtimer. So besonders scheinen reisende Motorradfahrer in Irland dann doch nicht zu sein.

Von Slieve League nach Dungloe

Silver Strand
Silver Strand

Weiter geht es mit dem Motorrad über Glencolumbkille nach Malin Beg. Dort stoße ich auf den wunderbaren Silver Strand, der von niedrigen Klippen eingerahmt wird und nur über eine Treppe zu erreichen ist. Auf den grasbedeckten Klippen grasen bei herrlichem Sonnenschein einige Schafe. Was für ein schöner Flecken Erde!

Glengesh Pass
Glengesh Pass

Über den Glengesh Pass geht es weiter nach Norden. Die Landschaft erinnert mich mit ihren Bergen und grünen Tälern etwas an die Alpen.

 

Kurz vor Ardara weißt ein Schild einen Wasserfall aus. Einer schmalen Straße entlang einer Bucht folge ich nach Westen. Etwas 1,5 km vor Maghera erreiche ich den wunderschönen Assarancagh Wasserfall.

Tramore Beach
Tramore Beach

Auf meinem weiteren Weg nach Norden mache ich einen weiteren Abstecher Richtung Westen. Der Santa Ana Drive führt in einem Bogen über schmale, kurvige und hügelige Straßen durch Rossbeg, Portnoo und Narin.

 

Der Rundweg führt an wunderschönen Küstenabschnitten vorbei. Tramore Beach erinnert mich ein wenig an Sylt, obwohl es mindestens 10 Jahre her sein muss, dass ich das letzte Mal dort gewesen bin..

 

Mittlerweile ist das Wetter so gut und die Sonne scheint so hell, dass erstmals auf meiner Reise der Sonnenschutz meines Helms zum Einsatz kommt. Wer hätte das gedacht!

 

Ich entschließe mich, das gute Wetter zu nutzen und weiter bis nach Dungloe zu fahren. Die Nationalstraße nach Dungloe besteht quasi nur aus Kurven. Doch die zahlreichen Baustellen am Wegesrand lassen auf eine Begradigung der Strecke schließen.

 

In Dungloe komme ich in dem wundervollen B&B Radharc An Oileáin unter. Den Abend verbringe ich in einem von der Gastgeberin empfohlenen Pub und schaue mir das Fussballspiel Portugal gegen Niederlande an.


Montag, 18. Juni 2012

Tag 18: Dungloe - Londonderry/Derry (228 km)

Das Wetter am Morgen verheißt für den heutigen Tag nichts Gutes - Dauerregen. So lasse ich mir wieder mit dem Frühstück und der Abreise Zeit. Der Wetterbericht verspricht im Laufe des Tages leichte Besserung.

 

Während einer kurzen Besserung breche ich kurz vor 10 Uhr auf. Mein heutiges Tagesziel ist die Stadt Londonderry/Derry, in der ich zwei Nächte verbringen möchte. Das Zimmer im Hostel hatte ich bereits von Deutschland aus gebucht. Ankommen ist also Pflicht.

Horn Head, Rosguill Peninsula und Fanad Head

Horn Head Drive
Horn Head Drive

Auf dem Weg zum Horn Head wird der Dauernieselregen immer wieder durch Regenschauer unterbrochen. Einen etwas heftigeren Regenschauer lasse ich unter einer verwaisten Tankstelle wartend vorbeiziehen. Dennoch ist meine Oberbekleidung schon mit Wasser vollgesogen. Und ich habe noch nicht einmal das erste Tagesziel erreicht.

 

Die hochaufragende Landzunge Horn Head wartet mit heidebedeckten Quarzitklippen auf. Aufgrund des schlechten Wetters ist von den zahlreichen Vögeln, die in den Klippen leben sollen, nichts zu sehen. Auch die Aussicht ist stark getrübt. Es scheint als würden Meer und Himmel miteinander verschmelzen - ein einziger grauer Teppich.

 

Rund um Horn Head führt eine fantastische Straße. Der Rundweg ist aufgrund der schmalen Straßen nur in eine Richtung augeschildert. Das lässt vermuten, dass bei schönem Wetter viele Fahrzeuge den Weg hierher finden. Doch ich treffe unterwegs nur auf ein einziges Auto.

Rosguill Peninsula
Rosguill Peninsula

Auch die Aussichten auf der Rosguill Peninsula fallen dem Regen zum Opfer. Den 15 km langen Atlantic Drive spule ich mit nur wenigen Stopps ab.

 

In einigen hundert Metern Entfernung sehe ich einen Hund, der sich scheinbar aus Angst unter einen Traktor verkriecht. Doch auf einmal stürmt er laut kläffend hervor. Mit einem kräftigen Gasstoß und hoch gezogenem rechten Bein ziehe ich von dannen. Attacke erfolgreich abgewehrt!

Fanad Head Lighthouse
Fanad Head Lighthouse

Mein nächstes Ziel ist der Leuchtturm von Fanad Head, der auf einer markanten Felsspitze thront. Dort treffe ich auf ein Pärchen aus Berlin sowie auf eine Dreiergruppe aus dem Berliner Umfeld. Da mir aber nicht nach Reden zumute ist, stelle ich meine KTM so ab, dass mein Kennzeichen nicht erkannt werden kann. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter.

 

Da das Wetter noch schlechter wird und ich so langsam die Nase voll hab, entschließe ich mich, auf direktem Wege nach Londonderry/Derry zu fahren, welches aber noch über 50 km entfernt ist. Unterwegs halte ich noch an einem Supermarkt mit Tankstelle, um etwas zu Essen.

 

Meine KTM stelle ich auf dem Parkplatz ab. Nach meinem Einkauf warte ich unter dem Vordach auf etwas besseres Wetter und verzehre die eingekaufte Nervennahrung. Dabei werde ich von einem älteren Iren angesprochen, der mich fragt, ob ich ein Backpacker wäre und ob er mich irgendwo hin mitnehmen könnte. Ich erkläre ihm, dass ich mit dem Motorrad unterwegs bin. Wir unterhalten uns noch ein wenig über Gott und die Welt. Dabei erfahre ich, dass seine Tochter oft in Asien als Backpacker unterwegs ist.

Londonderry/Derry

Stadtmauer von Londonderry/Derry
Stadtmauer von Londonderry/Derry

Gegen 15.45 Uhr komme ich am Hostel Paddy's Palace an. Nach einer ausgiebigen und vor allem heißen Dusche mache ich einen Rundgang durch die Stadt. Dabei schaue ich mir vor allem die historische Stadtmauer an. Doch zunächst lasse ich erst einmal die heftigen Gewitterschauer vorbeiziehen. Gott sei Dank sitze ich nicht mehr auf dem Motorrad!

 

Am Abend steht Pub Crawl auf dem Programm, eine vom Hostel organisierte Kneipentour. Insgesamt ziehen wir durch 3 verschiedene Pubs - von traditionell bis modern. Dabei können verschiedene Shots (Kurze) probiert werden. Den restlichen Abend bleibe ich dann aber doch bei meinem geliebten Guinness.

 

Da ich den letzten Wochen die meiste Zeit allein unterwegs war, ist es ungewohnt für mich, mit so vielen Leuten zu sprechen. Unsere Gruppe besteht aus Amerikanern, Kanadiern, Australiern und Tasmaniern. Ich bin der einzige Deutsche.

 

Oft werde ich gefragt, was bzw. welche Städte man sich in Deutschland anschauen sollte. Ich finde, die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es ja auch immer von den persönlichen Vorlieben abhängt. Ich empfehle Berlin und Hamburg, wahrscheinlich auch nur, weil ich diese Städte etwas näher kenne.


Dienstag, 19. Juni 2012

Tag 19: Londonderry/Derry - Londonderry/Derry (175 km)

Inishowen 100 und Malin Head

Gap of Mamore
Gap of Mamore

Heute steht mit Malin Head der nördlichste Punkt Irlands auf dem Programm. Ich folge der Fahrtstrecke Inishowen 100, die über 100 Meilen in Küstennähe rund um die Halbinsel führt.

 

Erstmals auf meiner Reise bin ich ohne Gepäck unterwegs. Das neue Fahrgefühl nutze ich für eine etwas sportlichere Fahrweise.

Five Finger Strand
Five Finger Strand

Die Küste von Inishowen bietet mit Klippen und Stränden malerische Ausblicke auf den Ozean. Mir persönlich gefällt die West- und die Nordküste am besten, da die Landschaft reizvoller und die Straßen verwinkelter sind.

 

Unterwegs treffe ich wieder auf einen Hund, der sich mir knurrend direkt in den Weg stellt. Durch Betätigung der Hupe und einen kräftigen Gasstoß kann ich den Hund in die Flucht schlagen. Die Hunde scheinen in Irland keine Motorräder gewöhnt zu sein. In Deutschland ist mir das noch nicht passiert.

Malin Head
Malin Head

Die wilde Landschaft von Malin Head lädt zum Verweilen und Wandern ein. Der Reiseführer von Lonely Planet verheißt starken Wind, der einem fast die Kleider vom Leibe wehen soll. Doch heute weht nur ein leichter Wind.

 

Der klobige Turm auf der Nordspitze diente unter anderem als Signalturm. Unterhalb des Turmes sieht man auf der Wiese aus weißen Steinen den Schriftzug EIRE, der im zweiten Weltkrieg ausgelegt wurde. Mittlerweile ist der Schriftzug durch Namen einiger Besucher ergänzt worden. Die hässlichen Betonbaracken dienten im zweiten Weltkrieg als Wachposten.

 

Auf den Weg zurück nach Londonderry/Derry bekomme ich einige kurze Regenschauer ab. Die dunklen Wolken kündigen noch stärkeren Regen an, doch ich habe Glück und werde verschont.

Londonderry/Derry

St. Eugene's Cathedral
St. Eugene's Cathedral

Gegen 13.30 Uhr bin ich wieder im Hostel. Es folgt die obligatorische heiße Dusche. Anschließend pflege ich die Kette meiner KTM und mache mich zu einer weiteren Stadtbesichtigung auf.

 

Den Abend verbringe ich in einem Pub und schaue mir das Fußballspiel England gegen Ukraine an. Als der Ukraine ein reguläres Tor nicht anerkannt wird, ist die Stimmung plötzlich im Keller. Der Schiedsrichter wird auf's Übelste beschimpft. So eine aggressive Stimmung habe ich noch nicht erlebt, nicht einmal bei den Spielen, die Irland verloren hat.


Mittwoch, 20. Juni 2012

Tag 20: Londonderry/Derry - Carrickfergus (254 km)

Küste Nordirlands

Martello Tower
Martello Tower

Das sonnige Wetter am frühen Morgen verheißt einen guten Tag. Genau das richtige Wetter für ein weiteres Highlight auf meiner Reise - die Küste von Antrim mit dem Giant's Causeway.

 

Zunächst geht es auf langweiligen Straßen die Giant's Causeway Route entlang, die bereits kurz hinter Londonderry/Derry ausgeschildert ist. Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum Magilligan Point und dem Martello Tower, der 1812 zur Abwehr einer möglichen französischen Invasion errichtet worden ist.

Dunluce Castle
Dunluce Castle

Hinter Portrush werden die Straßen etwas abwechslungsreicher. Ich mache einen kurzen Halt am Dunluce Castle, dessen Ruinen auf einem Basaltfelsen thronen.

 

Die Ruinen schaue ich mir nur von außen an, denn ich habe es eilig. Es wird zunehmend diesiger und möchte den Giant's Causeway unbedingt bei gutem Wetter erleben.

 

Daher verzichte ich auch auf eine Besichtigung Bushmills Destillery. Liebhaber irischer Whiskeys werden das für den größten Frevel halten, aber ich bin halt ein klassischer Biertrinker. Sorry!

Giant's Causeway

Giant's Causeway
Giant's Causeway

Schließlich erreiche den Giant's Causeway, der ohne Eintritt zugänglich ist. Für den erforderlichen Parkplatz muss jedoch gezahlt werden.

 

Leider ist die obere Route aufgrund von Bauarbeiten derzeit gesperrt. So bleibt mir nur die Route direkt an den Basaltsteinen entlang. Der 1 km lange Fußweg ist gut zu bewältigen, doch unter der Motorradkluft fange ich wieder zu schwitzen an.

Giant's Causeway
Giant's Causeway

Die riesige, sanft zum Meer abfallende Fläche mit Massen dicht gepackter sechseckiger Steinsäulen aus Basalt zieht mich in den Bann. Es ist schon erstaunlich, welche Formen die Natur hervorbringt. Mir leuchtet ein, dass unsere Vorfahren gedacht haben, der Causeway müsste künstlichen Ursprungs und von Riesenhand geschaffen sein.

 

Auf dem Rückweg treffe ich auf zwei deutschsprachige Motorradfahrer. Thema unseres kurzen Gesprächs ist vor allem das Wetter. Die beiden hatten in den letzten Tagen wohl etwas Pech. Ich berichte von meinen Wettererfahrungen, bevor wir uns verabschieden und uns eine gute Reise wünschen.

Eine tierische Begegnung

Beinahekollision mit einer Kuh
Beinahekollision mit einer Kuh

Auf dem Weg zu meinem nächsten Tagesziel hätte meine Reise beinahe ein unrühmliches Ende gefunden. Ich bin flott auf einer geraden Straße mit wenig Verkehr unterwegs. Nichts lässt auf eine Gefahr schließen...

 

Plötzlich kommen aus einem von Bäumen und Sträuchern verdeckten Feldweg von rechts drei Kühe auf die Straße gerannt, um auf der anderen Straßenseite zu grasen! Ich muss ziemlich hart in die Eisen gehen. Glücklicherweise hat die braun-weiß gefleckte Kuh, auf die ich scheinbar unausweichlich zusteuere, auch Angst vor mir. So bewegt sie sich noch ein bis zwei Meter in Fahrtrichtung. Hierfür muss sie aber noch die zweite Kuh wegschieben, die von der drohenden Gefahr nichts zu ahnen scheint, da sie mit Fressen beschäftigt ist.

 

Letzendlich komme ich etwa einen halben Meter vor der Kuh zum Stehen. Der Schreck sitzt tief. Das war die brenzlichste Situation, die ich bisher im Straßenverkehr erlebt habe. Selbst beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich noch Gänsehaut und ein unbehagliches Gefühl.

 

Ich rolle an den Straßenrand und mache meine KTM aus. Die Kühe laufen nun weiter die Straße entlang. Ich schaue nach hinten rechts, um zu sehen, wo die Kühe hergekommen sind. Da sehe ich einen Landwirt mit seiner Frau, die eine Kuhherde vor sich hertreiben. Die drei Kühe scheinen ihnen ausgebüchst zu sein.

 

Nun beobachte ich das Schauspiel, wie der Bauer versucht, die Kühe wieder einzufangen. Da die Straße links und recht durch Zäune begrenzt ist, schafft er es nicht, die Kühe auf der Straße zu überholen, da sie vor ihm wegrennen. So klettert er über den Zaun, überholt die Kühe, klettert ein ein zweites Mal über den Zaun und treibt sie langsam wieder zurück.

 

Auf dem Rückweg entschuldigt sich der Landwirt noch mehrmals bei mir. Der Vorfall ist ihm sichtlich unangenehm. Ich bin froh, dass mir, den anderen Verkehrsteilnehmern und den Kühen nichts passiert ist und dass ich das Motorrad unter Kontrolle behalten habe.

 

Nach dem ein deutsches Wohnmobil an mir vorbeifährt, dessen Fahrer sich sichtlich über die Kühe auf der Straße amüsieren und Fotos schießen, packe auch ich meinen Fotoapparat aus.

 

Und die Moral von der Geschichte: Auf der anderen Seite des Zaunes ist das Gras immer viel grüner!

Carrick-a-Rede Rope Bridge

Carrick-a-Rede Rope Bridge
Carrick-a-Rede Rope Bridge

Nachdem ich den Parkplatz der Carrick-a-Rede Rope Bridge erreiche, muss ich mich erst einmal sammeln. Wäre ich nur eine Sekunde eher dort vorbeigefahren, hätte es sicher gekracht. Anstatt sich zu freuen, dass nichts passiert ist, male ich mir aus, was alles hätte passieren können.

 

Um auf andere Gedanken zu kommen, mache ich mich auf zur berüchtigten, etwa 20 m langen Hängebrücke, die sich 30 m über dem tobenden Wasser von den Klippen zur kleinen Insel Carrick-a-Rede spannt.

Carrick-a-Rede Rope Bridge
Carrick-a-Rede Rope Bridge

Wer die schwankende Brücke überquert hat, wird mit einem schönen Blick auf einige Inseln sowie auf die Küste belohnt. Ich gebe zu, dass ich nur ein paar Mal kurz nach unten geschaut habe.

 

Auf dem kleinen Eiland weht starker Wind. Ich genieße noch eine Weile die besondere Atmosphäre auf der Insel und beobachte einige Vögel.

Murlough Bay und Torr Head

Murlough Bay
Murlough Bay

Ein weiteres Highlight folgt mit der Torr Head Route. Bereits das Schild "Not suitable for coaches and caravans" (ungeeignet für Busse und Wohnwagen) lässt auf eine enge, kurvige und hüglige Straße schließen. Doch die Straße mit den tollen Ausblicken auf's Meer übertrifft alle bisher von mir in Irland befahrenen Straßen. In gefährlichen Kurven schlängelt sie sich die steilen Abhänge über dem Meer entlang. Einfach der Hammer!

 

Unterwegs weist ein Schild die Murlough Bay aus. Spontan entschließe ich mich für den Abstecher. Zunächst gilt es, eine Schafherde zu durchqueren. Doch die Schafe lassen sich von mir nicht stören. Anschließend geht es in Serpentinen auf Meereshöhe runter. Vor mir liegt eine traumhaft schöne und einsame Bucht. Ich kann mein Glück kaum fassen!

Torr Head
Torr Head

Wenig später erreiche die Landspitze Torr Head. Der Weg dorthin führt an den Ruinen einiger Häuser der Küstenwache vorbei. Oben thront die Station der Küstenwache, die bereits in den 1920er-Jahren aufgegeben wurde. Von der Station hat meinen einen wundervollen Ausblick auf die Küste.

 

Weiter geht es Richtung Süden. Ich mache noch einen Abstecher durch die Glens of Antrim. Die Straßen sind nicht mehr so spektakulär und gut ausgebaut. Dennoch lohnt sich die Aussicht auf die malerischen Gletschertäler.

Blick vom Torr Head
Blick vom Torr Head

Auf einer gut ausgebauten Straße geht es direkt an der Küste entlang weiter nach Larne. Unterwegs treffe ich auf viele Motorradfahrer - neben einigen Touristen auch viele Einheimische. Die Motorraddichte scheint in diesem Teil Irlands deutlich höher zu sein. Oder es liegt einfach an dem herrlichen Wetter.

 

Ab Larne werden die Straßen langweilig. Da für morgen wieder Regen angesagt ist, möchte ich so nah wie nur möglich an Belfast herankommen. In Belfast habe ich bereits ein Zimmer für zwei Nächte gebucht. Doch erst ab morgen. Schließlich entscheide ich mich, in Carrickfergus zu nächtigen. 

Carrickfergus

Der Reiseführer von Lonely Planet empfiehlt nur ein B&B im Zentrum von Carrickfergus. Leider komme ich ein paar Minuten zu spät. Das letzte Zimmer ist gerade vergeben worden. So versuche ich wieder mein Glück am Stadtrand und treffe auf das Rose Cottage B&B. Ein wahrer Glücksfall, wie sich im Laufe des Abends herausstellt.

 

Die Gastgeberin ist sehr freundlich. Sie bereitet gerade für ihre beiden Gäste aus England das Abendessen vor und lädt mich ein. Wir verleben einen wundervollen Abend, der mit einer Rock'n'Roll-Tanzeinlage in der Küche endet, nachdem die Gäste aus England und die Gastgeberin festgestellt haben, dass sie das gleiche Hobby teilen. Ich beteilige mich trotz Aufforderung nicht. Ich und tanzen? Das kann nur peinlich werden!