Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der vierzehnte von siebzehn Reiseberichten. Ich erkunde die Insel Chiloé, die unter anderem für ihre markanten Holzkirchen und Pfahlbauten entlang der Küste bekannt ist. Die grünen, Wind umtosten Landschaften sind ebenfalls sehenswert.
Hier geht es zu Teil 13 des Reiseberichts.
Samstag, 1. Februar 2020
Tag 64: Fährfahrt bis Ancud (102 km)
Ancud
Um auf die Insel Chiloé zu gelangen, nutze ich die Hauptfährverbindung zwischen Pargua und Chacao. Es handelt sich dabei um eine ähnliche Fähre wie auf der Verbindung Primera Angostura. Doch die Rampen sind einfacher zu fahren und heute herrscht nur wenig Wind. Ein ähnliches Abenteuer wie auf Feuerland bleibt mir somit erspart.
Am frühen Nachmittag erreiche Ancud, die erste größere Stadt im Norden der Insel. Ich beziehe ein Zimmer in einem Hostal und erkunde im Anschluss die Stadt. Zunächst statte ich dem Museo de las Iglesias de Chiloé einen Besuch ab, das über die zum UNECSO-Weltkulturerbe gehörenden Holzkirchen auf Chiloé informiert. Leider gibt es dort nur wenig Infos auf Englisch. Die Holzmodelle geben jedoch einen interessanten Einblick in Architektur und Bautechnik der Holzkirchen.
Das Regionalmuseum hat leider bereits geschlossen. Daher laufe ich weiter zu den Überresten der Fuerte San Antonio. Dabei handelt es sich um den letzten spanischen Posten während des chilenischen Unabhängigkeitskrieges.
Im Anschluss esse ich in einem Restaurant Curanto, eine traditionelle Speise aus Meeresfrüchten, Fleisch und Kartoffeln. Das leckere Gericht sollte man bei einem Besuch der Insel unbedingt einmal probieren. Den ersten Tag auf Chiloé lasse ich mit einem leckeren Eis und einem tollen Sonnenuntergang ausklingen.
Sonntag, 2. Februar 2020
Tag 65: Ancud bis Achao (198 km)
Ancud bis Dalcahue
Heute möchte ich weiter auf die Isla Quinchao fahren. Auf dem Weg dort hin möchte ich einige Holzkirchen besuchen. Die ersten beiden Kirchen in Colo und Quicaví sind jedoch geschlossen. In Tenuan habe ich dann Glück und kann die Kirche besichtigen.
Ich verbringe in Tenuan noch etwas Zeit an der schönen Küste. Dann fahre ich weiter nach Dalcahue, um von dort mit einer Fähre auf die Insel Quinchao überzusetzen.
Isla Quinchao
Mein erster Halt auf der Insel ist der Ort Curaco de Vélez. Dort gibt es einen netten Rundweg an der Küste entlang. Dann schaue ich mir die Holzkirche Santo Judas Tadeo an.
Da das Wetter halbwegs gut ist, fahre ich mit dem Motorrad bis an die Südspitze der Insel. Unterwegs halte ich dort, wo es mir gefällt, und statte weiteren Kirchen und Stränden einen kurzen Besuch ab. Dann fahre ich zurück nach Achao. Dort habe ich bereits eine Unterkunft mit toller Aussicht gebucht.
Achao
Nachdem ich mein Hotelzimmer bezogen habe, laufe ich runter zur schönen Küste. Da gerade Ebbe ist, befinden sich einige Boote am Strand. Vögel suchen im Seetang nach Futter. Ich laufe gemütlich bis zum Pier und genieße dabei Landschaft und Wetter. Von dort laufe ich zur Holzkirche Santa María de Loreto.
In Achao findet an diesem Wochenende ein Volksfest (Encuentro Folclorico) statt. Diesem statte ich einen Besuch ab. Bei traditioneller Musik genieße ich lokale Gerichte und Bier. Ein sehr unterhaltsamer Abend. Zum Fest gehören auch sportliche Wettkämpfe. Auf meinem Rückweg komme ich an einem Sportplatz vorbei, auf dem gerade die Siegerehrung des Fußballturniers stattfindet.
Auf Chiloé habe ich Probleme mit der Verständigung. Der Akzent auf Chiloé ist für mich etwas schwer zu verstehen. Aber auch die Chiloten haben Schwierigkeiten mit meinem Spanisch. Englisch wird hier kaum gesprochen.
Montag, 3. Februar 2020
Tag 66: Achao bis Cucao (94 km)
Castro
Nach reichlich Kultur in den vergangenen Tagen soll heute die Natur stärker in den Vordergrund rücken. Doch zuvor mache ich noch einen Stopp in Castro, um Pfahlbauten zu bewundern. Von der Straße aus ähneln sie normalen Häusern, doch auf der Rückseite ragen sie über das Wasser.
Vom Mirador Gamboa an der Straße 5 hat man einen guten Blick auf einige Pfahlbauten (palafitos). In der Stadt gibt es noch viele weitere zu entdecken. Diese hebe ich mir jedoch für die Rückfahrt auf.
Parque Nacional Chiloé
Fast wäre ich aufgrund der Wettervorhersage nicht nach Cucao in den Parque Nacional Chiloé gefahren. Bei meiner Ankunft regnet es noch leicht. Doch später kommt die Sonne raus. So kann ich einige kurze Wanderungen unternehmen.
Im Park gibt es einige Wanderwege. Ich entscheide mich zunächst für den kurzen Weg Los Quiles, der zu einer Aussichtsplattform am Lago Cucao führt. Der Weg Tepual führt mich dann auf Holzstegen durch einen tollen Wald. Auf dem Rückweg absolviere ich den Abstecher Ranita de Darwin, der durchs Unterholz führt.
Der Sendero Playa führt mich im Anschluss zur wilden Küste. Aufgrund eines Flusses, der direkt vor der Küste entlang läuft, kann ich jedoch nicht bis ganz ans Meer. Dennoch lohnt sich der Weg.
Das Meer ist bereits von Weitem zu hören, obwohl ein Wald dazwischen liegt. Es ist weiß und laut, da sich unzählige Wellen am Ufer brechen. Aufgrund des Sonnenstandes ergeben sich leider ungünstige Lichtverhältnisse beim Fotografieren des Meeres. So lausche ich dem Tosen des Wassers und mache mich dann langsam auf den Rückweg.
Ich nehme den Weg Dunas de Cucao, der über bewaldete Dünen mit einem Aussichtspunkt führt. Auf dem Weg zurück zur Unterkunft höre ich bereits Donner in der Ferne. Wenig später gießt es wie aus Eimern. Innerhalb einer halben Stunde hat sich das Wetter schlagartig von Sonnenschein zu Gewitter geändert. Ich bin froh, dass ich die Unterkunft noch rechtzeitig erreicht habe und heute nicht zelte. Den Tag lasse ich bei Pizza und Pisco Sour ausklingen.
Dienstag, 4. Februar 2020
Tag 67: Cucao bis Castro (57 km)
Chonchi
Am Vormittag fahre ich nach Chonchi, nachdem ich die Regenschauer habe durchziehen lassen. Dort besichtige ich zunächst eine Holzkirche. Dann entscheide ich mich spontan für einen Besuch des Museo de las Tradiciones Chonchinas.
Das kleine Museum gewährt einen Einblick in das Leben zu früheren Zeiten. Das Erdgeschoss im repräsentativen Wohnhaus zeigt Exponate aus der Wohnkultur der Oberschicht, während in den Obergeschossen Exponate aus dem Alltag der unteren Bevölkerungsschicht ausgestellt werden.
Außerdem wurde ein Fogón Chilote angebaut. Dabei handelt es sich um traditionelles Haus der indigenen Bevölkerung mit einer Feuerstelle in der Mitte. Hier wurde gekocht und gegessen. Außerdem fand hier das Sozialleben statt. Es diente auch als Scheune.
Im Anschluss gehe ich Lebensmittel einkaufen und warte bis der nächste ordentliche Regenschauer durchgezogen ist. Dann fahre ich weiter nach Castro.
Castro
In Castro schaue ich mir zunächst die Iglesia de San Franciso an. Dann beziehe ich mein Zimmer im Hostal. Meine BMW kann ich in der Garage unter dem Hostal parken.
Am Nachmittag breche ich zu einem Stadtrundgang auf. Da es sehr warm ist, besuche ich zunächst das Regionalmuseum. Dieses ist sehr klein und hält nur Informationen auf Spanisch bereit. Der Besuch lohnt sich aus meiner Sicht nicht wirklich.
Dann gönne ich mir ein leckeres Eis und laufe die Küste im Osten der Stadt entlang. Es ist gar nicht so einfach, eine Stelle zu finden, an der man ans Wasser kann. Denn das Ufer ist mit Palafitos, den für Chiloé typischen Pfahlbauten, zugebaut. Als ich fast schon aufgegeben habe, finde ich einen Zugang im Norden der Stadt, dort wo die Straße 5 direkt am Wasser entlang führt.
Da Ebbe ist, kann ich vom Ufer einige Pfahlbauten erblicken. Den besten Blick auf die Pfahlbauten hat man jedoch vermutlich im Rahmen einer Bootstour. Die am Strand liegenden Boote bilden interessante Fotomotive. Auf meinem Rückweg zum Hostal laufe ich am Castro-Schild vorbei, einem beliebten Fotomotiv.
Mittwoch, 5. Januar 2020
Tag 68: Castro bis Festland (213 km)
Ancud
Auf meinem Weg zurück nach Norden halte ich noch einmal in Ancud, um das dortige Regionalmuseum zu besuchen. Die kleine, aber feine Ausstellung gibt einen Einblick in Geschichte und Kultur der Insel. Im Außenbereich kann ein Skelett eines Blauwales bestaunt werden. Außerdem steht dort ein Nachbau der Ancud, die unter anderem auf der Magellanstraße unterwegs war, um dort den chilenischen Anspruch geltend zu machen.
Nach fünf Tagen heißt es bereits Abschied nehmen von Chiloé. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den besonderen Charme der Insel erkannt habe. Die Insel unterscheidet sich landschaftlich und kulturell vom Festland. Hier gäbe es sicherlich noch vieles zu entdecken, aber ich möchte in den verbleibenden Wochen noch andere Landesteile erkunden.
Hier geht es zu Teil 15 des Reiseberichts.
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