Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der zehnte von siebzehn Reiseberichten. Der Parque Nacional Torres del Paine soll der vielleicht schönste Nationalpark in Südamerika sein. Daher nehme ich hier an einer fünftägigen Wandertour teil und absolviere den so genannten W-Trek.
Hier geht es zu Teil 9 des Reiseberichts.
Freitag, 10. Januar 2020
Tag 42: Grenzübertritt bis Puerto Natales (285 km)
Puerto Natales
Nach dem Grenzübertritt in der Nähe des Ortes Torres del Paine, fahre ich direkt nach Puerto Natales. Dort möchte ich meine Vorräte auffüllen, bevor es in den Nationalpark geht. Es ist das zweite Mal, dass ich von Argentinien nach Chile einreise. Wieder empfinde ich die chilenische Seite Patagoniens schöner. Aufgrund der höheren Niederschlagsmenge ist es hier grüner. Es wächst mehr Gras, und Blumen sorgen für farbliche Abwechslung.
Ich komme spät in Puerto Natales an. Nachdem ich in einem Hostal mein Zimmer bezogen habe, gehe ich einkaufen. Zeit für einen Stadtrundgang habe ich nicht. Dies werde ich auf meinem Rückweg nachholen.
Samstag, 11. Januar 2019
Tag 43: Puerto Natales bis Torres del Paine Nationalpark (85 km)
Monumento Natural Cueva del Milodón
Auf dem Weg in den Parque Nacional Torres del Paine liegt die Cueva del Milodón. In dieser Höhle fand der deutsche Pionier Hermann Eberhard in den 1890er Jahren Überreste eines Riesenfaultiers. Das Mylodon war etwa vier Meter groß und ein Pflanzenfresser.
Ich schaue mir die große Höhle an. Diese entstand vor tausenden Jahren, als Meerwasser weiches Material aus dem Felsen ausgespült hat. Später wurde die Höhle von indigenen Menschen bewohnt. Daher handelt es sich auch um eine wichtige archäologische Stätte. Im Informationszentrum erfahre ich etwas über die Geschichte der Höhle und über einige Fundstücke.
Fahrt zum Torres del Paine Nationalpark
Auf dem weiteren Weg zum Nationalparkeingang laden einige Aussichtspunkte mit Blick auf Seen und das Bergmassiv des Nationalparks zum Verweilen ein. Die Strecke weist mehr Asphalt als gedacht auf. Dieser befindet sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Insbesondere Autos müssen die tiefen Schlaglöcher in Schrittgeschwindigkeit durchfahren. Mit dem Motorrad finden sich oft noch Schlagloch freie Spuren.
Eigentlich wollte ich im Nationalpark zelten, um den Park zu Fuß erkunden zu können. Doch der in Frage kommende Campingplatz ist ausgebucht. Daher komme ich auf einem Campingplatz vor dem Nationalpark unter. Da das Wetter durchwachsen ist, fahre ich heute nicht in den Park. Ich kaufe mir jedoch schon ein Ticket, um morgen Zeit zu sparen.
Von meiner Parzelle habe ich einen tollen Ausblick auf das Bergmassiv. Jede Parzelle hat einen eigenen überdachten Sitzbereich. Leider gibt es auf dem Zeltplatz aus Kostengründen kein WLAN. Da es hier auch kein Handyempfang gibt, kann ich keine Nachrichten in die Heimat senden.
Im Restaurant mit Kiosk gäbe es WLAN. Dieses gehört jedoch scheinbar nicht zum Campingplatz und ist geschlossen. Ich bin froh, dass ich ausreichend Lebensmittel dabei habe und mich nicht auf den Kiosk verlassen habe.
Sonntag, 12. Januar 2020
Tag 44: Camping Río Serrano
Ruhetag
Irgendwie habe ich heute keine Lust, in den Park zu fahren. Daher lege ich spontan einen Ruhetag ein. Diesen verbringe ich mit Nichtstun, Reise Revue passieren lassen und Planung der Tage nach der Wandertour.
Am Nachmittag gehe ich spazieren. Dabei laufe ich am Grey River entlang, der bei Anglern sehr beliebt zu sein scheint. Außerdem unterziehe ich mein Motorrad einen größeren Check. Dabei stelle ich fest, dass die linke Fußraste locker ist. Komisch, dass ich das nicht bereits beim Fahren gemerkt habe.
Montag, 13. Januar 2020
Tag 45: Fahrt in den Torres del Paine Nationalpark (54 km)
Puente Weber und Salto Chico
Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich mein Zelt heute nass zusammenpacken muss, da es am Vorabend immer wieder kurze Niesel- und Regenschauer gegeben hat. Als ich jedoch früh am morgen wach werde, sind Zelt und Unterlage überraschenderweise komplett trocken. Ich nutze die günstige Gelegenheit und packe mein Zelt schnell zusammen. Meine restlichen Sachen packe ich schnell unter den Unterstand.
Heute ist Anreisetag für die fünftägige Wandertour. Am Abend soll ein Briefing stattfinden, bei dem ich dabei sein sollte. Wann dieses jedoch genau stattfinden soll, wurde mir nicht mitgeteilt. Der frühe Abend sollte aus meiner Sicht reichen. Daher kann ich mir heute Zeit lassen, da nur wenige Kilometer vor mir liegen.
Gegen 10 Uhr fahre ich in den Nationalpark. Den ersten Stopp lege ich an der Puente Weber ein. Die Brücke führt über den Paine Fluss und wartet mit einem tollen Ausblick auf. Leider ist es aber auch heute sehr bewölkt, sodass die Aussicht etwas getrübt ist. Aber zum Glück regnet es nicht mehr.
Weiter geht es zum Wasserfall Salto Chico. Vom Explora Hotel startet ein kurzer Rundweg zum Wasserfall. Dieser führt am Paine Fluss entlang zum großen Teil über Holzstege, die stellenweise etwas morsch sind. Ich wähle daher meine Schritte mit bedacht.
Lago Pehoé und Salto Grande
Nach dem Salto Chico folgt der Lago Pehoé, der ebenfalls mit tollen Ausblicken aufwartet. Von hier kann man bereits den Wasserfall Salto Grande auf der anderen Seite des Sees sehen. Dort lege ich wenig später die nächste kurze Wandertour ein. Neben dem hübschen Wasserfall lassen sich von hier auch die Cuernos del Paine (Paine Hörner) gut anschauen. Vom Wasserfall führt der Weg weiter zu einem Aussichtspunkt.
Lago Nordenskjöld und Lago Larga
Auf dem weiteren Weg zum Startpunkt meiner Wandertour lege ich unter anderem Stopps an den Seen Lago Nordenskjöld und Laguna Armaga ein. Die Strecke durch den Park ist einfach wunderschön. Auch wer nicht im Park wandern gehen möchte, sollte sich die Fahrt durch den Park nicht entgehen lassen. Halbwegs gutes Wetter sollte es dafür jedoch schon sein.
EcoCamp Patagonia
Die Basis für die fünftägige Wandertour bildet das EcoCamp Patagonia, das vom Tourveranstalter Cascada Travel betrieben wird. Dieses erreiche ich am Nachmittag. Nachdem ich mein Domzelt bezogen und geduscht habe, erkunde ich den Gemeinschaftsbereich.
Die Standard-Domzelte sind so gestaltet, dass man nicht viel Zeit drinnen verbringt. Man soll die Zeit draußen verbringen und mit anderen Gästen ins Gespräch kommen. Die Terrasse ist bewusst nicht überdacht, denn die Gäste sollen das patagonische Wetter erleben. Es gibt natürlich aber auch gemütliche Gemeinschafts-Domzelte, in denen sich bei schlechtem Wetter die Zeit sehr gut vertreiben lässt.
Um kurz vor 20 Uhr findet dann das Briefing statt. Ich lerne die Guides Paz und Daniel sowie die übrigen Reiseteilnehmer kennen. Insgesamt besteht meine Gruppe aus 12 Teilnehmern, wobei ich der einzige nicht englische Muttersprachler bin. Die anderen kommen überwiegend aus den USA, jeweils zwei Personen aus England und Kanada.
Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen lernen wir uns näher kennen. Es scheint eine sehr lustige Gruppe zu sein. Wir lachen viel. Meine Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung steigt.
Dienstag, 14. Januar 2020
Tag 46: Parque Nacional Torres del Paine - W-Trek - Tag 1 (ca. 17 km)
Wanderung vom EcoCamp Patagonia zum Camping Francés
Der Morgen beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück. Im Anschluss bereiten wir unser Lunchpaket zu. Wir können uns Sandwichs machen, Muffins und Brownies einpacken oder einen Salat zubereiten. An unserem Platz lagen bereits Müsliriegel, Schokolade und eine Nussmischung. Abnehmen auf dieser Tour? Das wird wohl wieder nichts werden!
Entlang des Nordenskjöld Sees mit Ausblick auf die Cuernos del Paine (Paine Hörner) geht es heute zum Zeltplatz Francés. Die Entfernung zum See variiert und es geht leicht auf und ab. So ergeben sich immer wieder neue Ausblicke auf den langen See.
Unsere Guides sind super drauf. Sie erzählen unterwegs viel über den Nationalpark und über dessen Pflanzen- und Tierwelt. Die Gruppe ist wie vermutet ebenfalls lustig drauf. Die US-Amerikaner haben sich zum großen Teil vor einigen Jahren auf anderen Wanderungen kennen gelernt. Das Bindeglied ist die Familie aus New York. Auf dieser Tour sind alle zum ersten Mal gemeinsam unterwegs.
Das patagonische Wetter ist sehr abwechslungsreich. Sonne und Nieselregen wechseln sich ab. Es weht ein ordentlicher Wind. Kurz vor dem Refugio Los Cuernos prasselt ein ordentlicher Regenschauer auf uns hernieder. Meine Hose ist komplett nass und die Wanderschuhe sind innen feucht. Den anderen geht es nicht viel besser.
Etwa eine Stunde warten wir in der Lodge auf besseres Wetter. Dann laufen wir den restlichen Weg zu unserem heutigen Tagesziel, welches wir gegen 18 Uhr erreichen. Hier übernachten wir im Zelt. Brad und ich sollen uns ein Zelt teilen. Wir sind beide wenig begeistert.
Mit zwei Personen wird es sehr eng im Zelt. Es verfügt auch nur über einen nutzbaren Eingang, so dass die hintere Person im Zelt immer über die vordere Person klettern müsste, wenn sie raus oder rein möchte. Für Paare und gute Freunde mag dies funktionieren, für Fremde jedoch nicht. Da Brad scheinbar eine Einzelunterkunft gebucht hat, komme auch ich in den Genuss eines eigenen Zeltes.
Um 19 Uhr gibt es Abendessen im kleinen Restaurant des Zeltplatzes. Vielen von uns ist kalt, da wir immer noch unsere nassen Klamotten anhaben. Die Warteschlangen an den Duschen waren einfach zu lang. Eine heiße Suppe sorgt für wohlige Wärme. Hauptgang und Dessert sind ebenfalls sehr lecker.
Nach einem kurzen Briefing für den morgigen Tag, nehme ich eine heiße Dusche. Anschließend verkrieche ich mich in meinen Schlafsack, um mich aufzuwärmen. Ich sichte meine Fotos, schreibe in mein Reisetagebuch und hoffe, dass meine Sachen über Nacht etwas trocknen werden.
Camping Francés ist ein einfacher Zeltplatz mit weiten Wegen zur Toilette und zum Restaurant mit Minimarkt. Es gibt nur wenig Koch- und Waschplätze für Selbstversorger. Die Anzahl der Duschen ist aus meiner Sicht etwas knapp bemessen. Das Restaurant hat nur 32 Plätze, so dass man im Voraus reservieren muss und einen festen Zeitraum zugewiesen bekommt. Neben dem Restaurant kann man etwas komfortabler in Domes übernachten.
Mittwoch, 15. Januar 2020
Tag 47: Parque Nacional Torres del Paine - W-Trek - Tag 2 (ca. 21 km)
Vom Camping Francés ins Valle Francés
Heute soll es ins Valle Francés gehen. Wenn es Zeit und Wetter zulassen, wollen wir bis zum Aussichtspunkt Británico wandern. Dann soll es wieder zurück und weiter zur Paine Grande Lodge gehen. Da etwa 21 Kilometer und ein beschwerlicher Anstieg vor uns liegen, ist das Frühstück bereits um sieben Uhr angesetzt.
Mit etwas kalten Füßen wache ich auf, ziehe meine kalten und noch etwas feuchten Sachen an. Dann packe ich meine Sachen und bereite die Abreise vor. Während der Wanderung brauchen wir nur unseren Tagesrucksack tragen. Wenn wir nicht im EcoCamp übernachten, können wir Wechselkleidung, Hygieneartikel, usw. in einer kleinen Dufflebag auf Pferden zum Tagesziel transportieren lassen.
Beim Frühstück sind Heißgetränke äußerst beliebt. Neben Kaffee und Tee gibt es auch heiße Milch und heiße Schokolade. Gut gewärmt, gut gestärkt und gut gelaunt brechen wir kurz nach acht auf.
Das Valles Francés führt mitten ins Herz des Paine Massivs. Es verläuft zwischen dem 3050 Meter hohen Cerro Paine Grande im Westen und den ebenso spektakulären Torres del Paine und Los Cuernos im Osten.
Das Wetter bietet heute wieder alles auf. Der Nieselregen geht mit steigender Höhe in Graupel und Schnee über. Auf dem Hinweg ist daher die Sicht auf die umliegenden Berge und Gletscher getrübt. Doch wir bleiben vom Schnee zunächst noch verschont.
Wir erreichen den Francés Aussichtspunkt in einer guten Zeit. Da das Wetter zu diesem Zeitpunkt noch halbwegs gut ist, laufen wir weiter zum Británico Aussichtspunkt. Doch kurze Zeit später erwischt uns der Schnee. Der starke, böige Wind peitscht uns die Schneeflocken ins Gesicht.
Bei Schneefall erreichen wir nach weiteren zwei Stunden schließlich den Británico Aussichtspunkt und machen dort in einem windgeschützten Bereich unsere Mittagspause. In der Ferne sind bereits einzelne blaue Stellen am Himmel zu sehen. Das Wetter scheint wieder besser zu werden. Da noch ein weiter Weg vor uns liegt, können wir jedoch nicht so lange warten. Doch auf dem Rückweg können wir noch die tollen Ausblicke auf die umliegenden Gipfel und Gletscher genießen.
Der Wind weht teilweise immer noch sehr stark. Eben ist noch fast windstill. Im nächsten Augenblick ist der Wind so stark, dass man sich kaum auf den Beinen halten kann. So geht es im immer Wechsel. Paz trägt einen schweren Rucksack und wird in einem ungünstigen Zeitpunkt von einer Böe erfasst. Sie stürzt und verletzt sich leicht am Knie. Nach dem die Wunde versorgt ist, kann sie zum Glück weiterlaufen.
Wanderung zur Paine Grande Lodge
An der Italiano Ranger Station biegen wir zur Paine Grande Lodge ab. Der nun flache Weg führt am Sköttsberg See vorbei. Hier sind noch die Spuren eines verheerenden Waldbrandes zu sehen. Die Bäume sind abgestorben und somit kahl.
Verkohlte Stellen sind die einzigen Hinweise auf den Brand. Gras und Blumen haben sich bereits erholt. Doch bis sich die Bäume erholt haben werden, werden noch viele Jahre vergehen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen wachsen Bäume hier nur sehr langsam.
Die Brände sind bisher immer durch Menschen infolge von Unachtsamkeit entstanden. Aufgrund der starken Winde in Patagonien sind Feuer nur schwer unter Kontrolle zu bringen, so dass ein kleines Feuer sich sehr schnell zu einem verheerenden Brand entwickeln kann. Daher sollte sich jeder Besucher strikt an die Regeln im Park halten.
Es sollte nur in den dafür vorgesehenen Bereichen gekocht werden. Dort sind in der Regel auch Feuerlöscher vorhanden, falls doch einmal etwas schief gehen sollte. Offenes Feuer ist natürlich verboten.
Gegen 18:30 Uhr erreichen wir endlich die Paine Grande Lodge. Die 21 Kilometer stecken uns merklich in den Knochen. Hier beziehen wir Zimmer mit Doppelstockbetten und genießen eine heiße Dusche. Wir freuen uns auf eine Nacht im warmen Bett.
Die Paine Grande Lodge ist die größte Unterkunft im Park. Hier gibt es auch den größten Campingbereich. Die Lodge liegt am Lago Pehoé und kann auch mit einer Fähre erreicht werden. Sie ist ein guter Ausgangspunkt für die Wanderung ins Valle Francés und zum Grey Gletscher.
In der großen Kantine der Lodge essen wir zu Abend. Das Essen ist gut. Es ist viel los und somit sehr laut, was mich etwas stört. Nach dem Essen gönne ich mir in der Bar ein süffiges "Torres del Paine" Bier, das es angeblich nur hier im Park gibt. Dann geht es früh ins Bett.
Donnerstag, 16. Januar 2020
Tag 48: Parque Nacional Torres del Paine - W-Trek - Tag 3 (ca. 16 km)
Wanderung zum Grey Gletscher
Auch heute heißt es, früh aufstehen, denn gegen 8 Uhr möchte wir zum Grey Gletscher aufbrechen. Von dort soll es dann mit dem Boot zurück zur Paine Grande Lodge gehen. Mit einem weiteren Boot wollen wir über den Lago Pehoé fahren, um dann mit einem Kleinbus ins EcoCamp gefahren zu werden. Doch das Wetter macht uns leider einen Strich durch die Rechnung...
Bereits am Morgen wird uns mitgeteilt, dass aufgrund des starken Windes die Bootsfahrt auf dem Lago Grey bisher nicht bestätigt ist. Wir sind jedoch guter Dinge und brechen zur Wanderung auf. Im Tal kurz hinter der Lodge weht bereits ein kräftiger Wind, der an exponierten Stellen noch stärker ist. Am Grey Aussichtspunkt, können wir uns kaum auf den Beinen halten.
Abbruch der Wanderung
Vor dem Aussichtspunkt haben wir bereits einige Eisberge im Lago Grey gesehen. Ab dem Aussichtspunkt bestimmt der majestätische Grey Gletscher das Bild.
Noch immer liegt keine Bestätigung oder eine Absage vor. Um rechtzeitig am Abfahrtspunkt zu sein, müssen wir weiterlaufen. In einem nahe gelegenen Wald wollen wir eine Mittagspause einlegen und auf die Bestätigung warten. Gegen 12 Uhr haben wir dann Gewissheit. Der starke Wind macht eine Bootsfahrt unmöglich.
Die Stimmung in der Gruppe ist etwas geknickt. Insbesondere die Texaner, die noch nie einen Gletscher gesehen haben, hatten sich sehr auf die Bootsfahrt gefreut. Nun heißt es, den gleichen Weg zurücklaufen. Im Nachhinein verstehe ich nicht, warum wir nicht weiter bis zum Gletscheraussichtspunkt gelaufen sind. Zeit wäre genug vorhanden gewesen.
Wir können im eigenen Tempo zurück zur Paine Grande Lodge laufen. Ich komme kurz nach 14 Uhr dort an. Die Texaner sitzen bereits draußen und genießen in der Sonne ein Bier. Ich geselle mich dazu. Unsere Stimmung ist wieder etwas besser.
Um 16:15 Uhr stellen wir uns am Pier an. Um 17 Uhr legt die Fähre ab. Das Wetter ist nun richtig gut. Um 18:30 Uhr sind wir schließlich wieder im EcoCamp. Beim Abendessen ist die Stimmung wieder ausgelassen.
Das Abendessen ist für viele das Highlight im EcoCamp. Es gibt drei Gänge. Für jeden Gang gibt es drei Auswahlmöglichkeiten. Die Festlegung muss bereits beim Frühstück getroffen werden. Die chilenischen Gerichte werden mit viel Liebe zubereitet und sind ein wahrer Genuss.
Aufgrund der Wettervorhersage wird das Programm für die Tage 4 und 5 getauscht. Am Samstag soll das Wetter am besten sein. Morgen könnte es sein, dass die Torres del Paine durch Wolken verdeckt sind. Daher sind alle mit dem Tausch einverstanden, zumal wir dann "ausschlafen" können, da das Frühstück erst für 8:30 Uhr angesetzt ist.
Freitag, 17. Januar 2020
Tag 49: Parque Nacional Torres del Paine - W-Trek - Erholungstag (ca. 6 km)
Laguna de los Cisnes
Heute steht nur eine kurze Wanderung auf dem Programm. Der Rest wird im Kleinbus absolviert. Auf unserer Fahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung halten wir an der Laguna Larga und an der Laguna de los Cisnes. An der letzteren können wir einige Flamingos beobachten.
Wanderweg "Sendero Aónikenk"
An der Lago Sarmiento Rangerstation startet der Wanderweg Sendero Aónikenk. Da dieser durch Pumagebiet führt, müssen wir uns registrieren. Wir bekommen jedoch nur einige von Pumas erlegte Guanakos zu sehen.
Der Weg ist nicht anstrengend und führt durch eine schöne Landschaft. Wir passieren einige Guanakos und beobachten unterwegs Andenkondore. Unter einem Felsvorsprung machen wir Rast und entdecken einige Felsmalereien, die vermutlich tausende Jahre alt sind.
Laguna Amarga, Laguna Azul und Cascada Río Paine
Mit dem Kleinbus geht es dann weiter zur Laguna Armaga und zur Laguna Azul. Dort halten wir uns jeweils einige Zeit auf. An der Laguna Azul gibt es einen kleinen Zeltplatz, der eine interessante Alternative sein könnte, wenn man es etwas ruhiger haben möchte.
Unser letzer Stopp ist der Wasserfall Cascada Río Paine. Leider steht hier die Sonne etwas ungünstig. Das Sonnenlicht wird genau in unsere Richtung reflektiert. Ansonsten lohnt sich ein Abstecher hierher.
Danach geht es zurück zum EcoCamp. Obwohl wir heute nur wenig gemacht haben, sind wir alle trotzdem geschafft. Bei Snacks und Pisco Sour genießen wir das gute Wetter auf der Terrasse und freuen uns auf den morgigen Tag.
Samstag, 18. Januar 2020
Tag 50: Parque Nacional Torres del Paine - W-Trek - Tag 4 (ca. 22 km)
Wanderung zur Base de las Torres
Am letzten Wandertag steht das Highlight im Parque Nacional Torres del Paine an. Durch das Ascencio Tal soll es zu den "Türmen" Torres del Paine hinauf gehen. Da der Weg von sehr vielen Wanderern absolviert wird, starten wir bereits um halb acht, um am Aussichtspunkt die Menschenmassen zu vermeiden.
Vom Wetter her scheint es der bisher schönste Tag zu werden. Die Sonne scheint und es sind nur wenige Wolken am Himmel. Die Wettervorhersage scheint zu stimmen. Es war gut, die Wanderung um einen Tag zu verschieben.
Paz und Dani hatten uns am Vorabend vor dem Windy Pass gewarnt. Dieser sei relativ schmal und bei starkem Wind könne es etwas gefährlich werden. Als wir den Pass überqueren, weht jedoch kein Wind.
Der Weg führt im weiteren Verlauf durch ein schönes Tal, am Fluss entlang und durch Wald. Hinter der Chileno Lodge folgt dann der schwere Anstieg. Kurz vor dem Ziel geht es in Serpentinen steil hinauf. Um 12 Uhr erreichen wir schließlich die Base de las Torres.
Base de las Torres
Die drei Türme Torres del Paine ragen majestätisch in den Himmel. Was für ein grandioser Anblick! Ich lasse die Landschaft auf mich wirken, mache viele Fotos und genieße die Aussicht während der Mittagspause. Paz läuft derweil zur Hochform auf. Aus Sand und Steinen baut sie ein Modell und erklärt uns anschaulich, wie die drei Türme entstanden sein könnten.
Nach einer Stunde machen wir uns auf den Rückweg. Dabei wird klar, warum wir so zeitig aufgebrochen sind. Auf dem schmalen, steilen Stück sind nun so viele Personen unterwegs, dass es nur sehr langsam vorangeht. Wir müssen oft warten, entweder weil es vor uns nicht vorangeht und weil wir selbst Leute durchlassen.
Rückweg
Um kurz nach 15 Uhr erreiche ich die Chileno Lodge. Dort erlebe ich eine für andere Wanderer eher unerfreuliche Situation. Die Parkverwaltung scheint um 15 Uhr den Weg gesperrt zu haben, eine Stunde vor der offiziellen Zeit aus dem Flyer. Sie machen scheinbar auch keine Ausnahme für diejenigen, die wenige Minuten nach drei dort angekommen sind. Das ist natürlich ärgerlich für die Tagestouristen, denn sie haben schon viele Kilometer zurückgelegt und müssen nun umkehren.
Auf dem Rückweg lernen wir, woher der Windy Pass seinen Namen hat. Bei böigem Seitenwind ist der Pass wirklich kein Zuckerschlecken. Eine junge Frau scheint eine Angstattacke gehabt zu haben. Sie wird von ihren Freunden über den Pass geführt.
Letzter Abend
Um Viertel nach fünf fünf komme ich im EcoCamp an. Ich packe meinen Taschen für die morgige Abreise neu und schmiere die Kette meiner BMW. Nach einer wohltuenden Dusche organisiere ich an der Rezeption zwei Briefumschläge, um Trinkgeld für unsere Guides Paz und Dani zu sammeln.
Beim letzten Briefing verteilen unsere Guides einen Umschlag, in dem wir Trinkgeld für das Personal im EcoCamp packen können. So ist sichergestellt, dass alle etwas bekommen.
Beim letzten gemeinsamen Abendessen gibt es einen kurzen Schockmoment. Einer aus unserer Gruppe bekommt plötzlich Probleme mit dem Kreislauf. Seine Frau erkennt sofort, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Er wird nach draußen gebracht und medizinisch versorgt. Zum Glück ist es nichts Schlimmes. Nach kurzer Zeit geht es ihm deutlich besser. Später setzt er sich wieder zu uns an den Tisch.
Jennifer hält eine schöne Rede und übergibt das gesammelte Trinkgeld an Paz und Dani. Nach dem Essen sitzen wir noch gemütlich beisammen und spielen Karten. So langsam heißt es dann, voneinander Abschied zu nehmen. Eine tolle Wandertour geht damit zu Ende. Ich habe wieder einmal eine super Gruppe und fantastische Guides erwischt.
Hier geht es zu Teil 11 des Reiseberichts.
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