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Motorradreise Norwegen: Reisebericht Teil 2

Sonntag, 2. Juli 2017

Tag 6: Gjerde (0 km)

Tagestour zum Tunsbergdalsbreen Gletscher

Heute steht die zweite Tagestour auf dem Programm, die ich bereits von Deutschland aus gebucht habe und an der ich meine Reiseplanung orientiert habe. Mit ICETROLL soll es zum abgelegenen Gletscher Tundsbergdalsbreen gehen. Die Tour ist eine Mischung aus Kajakfahren, Wandern und Gletscherwandern. Ich freue mich auf die Tour, auch wenn das Wetter heute wieder nicht ganz so gut ist.

 

Um kurz vor neun werde ich von den Guides vom Campingplatz abgeholt. Wir sammeln noch zwei Italiener ein und fahren dann zum Treffpunkt. Dort warten zwei amerikanische Familien auf uns. Somit besteht die Gruppe aus 14 Teilnehmern und zwei Guides.

 

Wir laufen zum See Tunsbergdalsvatnet. Dort nehmen wir die Kajaks in Empfang. Nach einer kurzen Einweisung stechen wir in "See". Ich teile mir mit Carl das Kajak. Er ist nicht sehr gesprächig, was mich jedoch nicht stört. Nach etwa sechs Kilometern erreichen wir das Ende des Sees.

 

Bis zum Fuße des Gletschers sind es dann noch knapp drei Stunden zu Fuß. Zunächst laufen wir auf moosbedecktem Boden. Während der Schneeschmelze im Frühling befindet sich hier noch der See. Auf dem Boden lagern sich Sedimente des Gletschers ab, die im Sommer dann den Moos mit Nährstoffen versorgen.

Später geht der Boden in Felsen über. Wir folgen dem Fluss bis zum Gletscher. Einige Stellen sind etwas kniffelig, aber machbar. Nach einer kleinen Anhöhe haben wir einen tollen Blick auf die Gletscherzunge und den Gletschersee.

 

Ich bin begeistert von der urigen Landschaft und freue mich auf die bevorstehende Gletscherwanderung. Das Wetter hat sich gut gehalten. Es gab bisher nur etwas "Liquid Sunshine" (feiner Nieselregen).

Wir verbringen etwa zwei Stunden auf dem Eis. Im Gegensatz zum Buarbreen Gletscher, sind wir nicht mit einem Seil verbunden und können uns nahezu frei bewegen. Natürlich müssen wir zusammen bleiben und den Anweisungen der Guides Folge leisten. Es bleibt jedoch mehr Zeit für Fotos.

 

ICETROLL lässt scheinbar auch etwas mehr zu. So können wir einen Blick in zahlreiche Gletscherspalten werfen, über kleinere hinweg laufen und in eine kleine Spalte sogar hineinlaufen. Einfach fantastisch!

Auf dem Gletscher ist es sehr frisch. Ich trage Handschuhe und eine Mütze. Dennoch fange ich bei längeren Pausen zu frieren an. Daher bin ich froh, wenn es weiter geht.

 

Der Rückweg ist identisch wie der Hinweg, eröffnet jedoch neue Perspektiven auf die Landschaft. Während der Kajakfahrt nimmt der Nieselregen etwas an Stärke zu. Wir erreichen jedoch rechtzeitig das Ende des Sees.

 

Nach etwa 11,5 Stunden werde ich wieder auf dem Campingplatz in Gjerde abgesetzt. Damit geht eine fantastische Tagestour zu Ende. Ich bedanke mich bei den Guides für die tolle Erfahrung. Ich kann die Tour mit ICETROLL wärmstens empfehlen.


Montag, 3. Juli 2017

Tag 7: Gjerde > Brikdalsbre (321 km)

Landschaftsroute Sognefjellet

Die heutige Fahrt soll mich über zwei spektakuläre Landschaftsrouten auf die andere Seite des Jostedalsbreen Nationalpark führen. Auf der Sognefjellet-Straße spielt leider das Wetter nicht mit. Die Serpentinenstraßen sind nass, die Sicht ist schlecht und es ist kalt. Eine kurze Regenpause nutze ich für ein paar Fotos. Ich sehne mich nach der Wärme im Tal und setze somit meine Fahrt schnell fort.

Landschaftsroute Gamle Strynfjellsvegen

Nach einer Stärkung in Lom geht es auf gut der ausgebauten Straße 55 nach Norden. Dies ist seit längerer Zeit eine Straße, auf der man tatsächlich fast durchgehend 80 km/h fahren kann. Auf den meisten Straßen liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit eher bei 50 km (ohne Stopps).

 

So dauert es nur etwa eine Stunde bis zum ersehnten Abzeig auf die Landschaftsroute Gamle Strynfjellsvegen. Die Straße ist nicht asphaltiert, es gibt wenig Verkehr, das Wetter spielt mit und die Aussicht ist super. Nach dem verregneten Vormittag hebt sich meine Stimmung.

Am Ende der Route gibt es die bekannten Schneewände entlang der Straße zu bestaunen - natürlich ein obligatorischer Fotostopp. Die Serpentinen ins Tal sind anschließend Fahrspaß pur. Es gibt kaum Verkehr nach dem man sich richten muss und ich kann mich an die Ideallinie herantasten.

 

Die weitere Fahrt zum Campingplatz nach Melkevol nahe des Brikdalsbreen Gletschers ist ebenfalls sehenswert, insbesondere der Teil hinter Stryn. Unterwegs gibt es noch ein paar Nieselschauer, doch die Sonne überwiegt. Einer kurzen Wanderung am Abend steht somit nichts im Wege.

Brikdalsbreen Gletscher

Nachdem ich mein Zelt auf dem wunderschön gelegenen Campingplatz (Blick auf einen Wasserfall und auf einen Gletscher) errichtet habe, breche ich zu einer Wanderung auf. Zum Brikdalsbreen Gletscher sind es hin und zurück etwa 5 km. Der Weg führt an dem Wasserfall Kleivafossen vorbei und bietet bereits einige Ausblicke auf die Gletscherzunge.

 

Unterwegs gibt es zahlreiche Informationstafeln, die über Gletscher im allgemeinen und über den Brikdalsbreen im speziellen aufklären. Hinweisschilder veranschaulichen, wie weit die Gletscherzunge mal ins Tal gereicht hat. Die Gletscherzunge reicht im Juli 2017 nicht mehr bis zum Gletschersee hinunter. Dennoch lohnt sich die Wanderung nach einem langen Tag auf dem Motorrad.


Dienstag, 4. Juli 2017

Tag 8: Brikdalsbre (57 km)

Klettersteig Via Ferrata Loen

Manchmal hat Werbung auf Facebook auch etwas gutes. Denn so bin ich auf den Klettersteig Via Ferrata in Loen aufmerksam geworden, den ich heute in Angriff nehmen möchte. Bisher habe ich noch nie einen Klettersteig absolviert. Daher bin ich gespannt, was mich erwarten wird.

 

Als ich in voller Motorradbekleidung mein Ticket kaufe, fragt mich ein älterer Mitarbeiter, ob ich in dieser Aufmachung den Klettersteig absolvieren möchte. Ich erkläre ihm, dass ich mich natürlich noch umziehen werde. Motorradfahrer, die längere Wandertouren unternehmen, sind wohl eher selten. Vermutlich hat er aber auch schon so einige Sachen erlebt.

 

Der Klettersteig führt von Loen auf den majestätischen Hoven (1011 m). Auf dem Steig und auf dem Gipfel genießt man herrliche Ausblicke auf die umliegenden Täler und den Gletscher Jostedalsbreen. Die Höhendifferenz zwischen Ein- und Ausstieg beträgt etwa 650 m, die Kletterdistanz etwa 900 m. Die Dauer wird mit 6 Stunden angegeben.

In einer großen Gruppe und mit mehreren Guides starten wir die Herausforderung. Zunächst führt uns ein Waldweg bis auf 170 m Meereshöhe. Danach folgt steiles Terrain bis auf etwa 460 m. Die Ausblicke auf den Fjord sind einfach toll.

 

Nun startet der eigentliche Klettersteig. Es geht einfach los, der Schwierigkeitsgrad nimmt kontinuierlich zu. Aufgrund der großen Gruppe müssen wir oft warten. Diese nutze ich zum Genießen der Aussicht und zum Erholen.

 

An einigen sehr steilen Stellen habe ich zu kämpfen. Doch der Guide gibt mir wertvolle Tipps, sodass ich auch diese Hürden meistere. Das Steigen ist sehr anstrengend, macht jedoch Spaß. Morgen werde ich wohl einen ordentlichen Muskelkater haben.

 

Zum Klettersteig gehört auch eine 120 m lange Hängebrücke, angeblich die längste Klettersteig-Brücke Europas. Auf einer Höhe von 750 m führt sie über eine 160 m tiefe Schlucht und sorgt auch bei mir für jede Menge Nervenkitzel.

Auf dem Klettersteig gibt es auch eine Drahtseilbrücke, die man jedoch nicht absolvieren muss. Man kann auch eine Alternativroute wählen. Während die erste Brücke einen etwa 30 cm breiten Steg hat, auf dem man gut laufen kann, läuft man hier auf einem Drahtseil. Zwei weitere Drahtseile links und rechts dienen der Sicherung und zum Balancieren.

 

Die Brücke ist wackliger als gedacht. Mir fällt ein, dass ich vor einigen Wochen in einem Kletterwald auf einer kleineren Version dieser Brücke in die Seile gefallen bin. Es war sehr schwierig, sich wieder aufzurichten. Hier wird es ungleich schwerer werden. Bei diesem Gedanken geht nun fast gar nichts mehr. 

 

Ich bin fast am Umkehren. Doch hinter mir steht bereits ein Guide. Er gibt mir ein paar Tipps und ermutigt mich, weiterzugehen. In Trippelschritten geht es langsam voran. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich letztendlich gebraucht habe. Als ich das sichere Ende erreiche, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich habe es geschafft!

 

Die Bergstation scheint noch neu zu sein. Es wird noch gebaut. Nach dieser Anstrengung entscheide ich mich für den komfortablen Weg nach unten. Mit dem Loen Skylift geht es bei einer fantastischen Aussicht auf den Fjord ins Tal.


Mittwoch, 5. Juli 2017

Tag 9: Brikdalsbre > Geiranger (169 km)

Kjenndalsbreen Gletscher

Bevor es weiter Richtung Norden geht, möchte ich mir noch das Nachbartal anschauen. Auf dem Weg dorthin wird mir aufgezeigt, wie touristisch es um Loen zugehen kann, wenn Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen. Auf 15 km kommen mir sage 22 Busse entgegen, die auf dem Weg zum Brikdalsbreen Gletscher sind.

 

Im Nachbartal geht es mit vier Reisebussen vergleichsweise ruhig zu. Diese überhole ich, um wenigsten einige ruhige Minuten am Kjenndalsbreen Gletscher verbringen zu können. Das Tal ist wunderschön. Die schmale Straße führt direkt am Wasser entlang. Ein Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.

Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen

Über die Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen geht es weiter zum Geirangerfjord. Die Passstraße bietet wieder tolle Ausblicke auf eine Schneelandschaft. Auf dem Motorrad wird es wieder frisch.

 

Unterwegs halte ich am bekannten Aussichtspunkt Dalsnibba, der sich jedoch zunächst in Wolken hüllt. Ich hoffe, dass die Wolken bald vorbeiziehen werden - und habe Glück. Der Blick auf den Geirangerfjord wird frei.

Geirangerfjord

Bereits am frühen Nachmittag erreiche ich Geiranger am gleichnamigen Fjord. In Geiranger liegen zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Dementsprechend herrscht in dem kleinen Ort Hochbetrieb.

 

Ursprünglich hatte ich eine Kajaktour geplant. Aufgrund zu weniger Teilnehmer findet heute jedoch keine Tour statt. Daher entscheide ich mich für eine Fährfahrt nach Hellesylt und zurück. Die zweieinhalbstündige Fahrt mit der Autofähre bietet tolle Ausblicke auf den Fjord, auf abgelegene Farmen und einige Wasserfälle. 

 

Die Autofähre ist bestens auf Touristen eingestellt. Es gibt mehrsprachige Durchsagen mit interessanten Informationen zur Gegend, ein kleines Bistro und ausreichend Sitzgelegenheiten. Ich genieße die Fahrt und lasse den Fjord auf mich wirken.

 

Nach einem Abendessen in einem Restaurant, mache ich noch einen Abstecher zum Wasserfall im Ort. Vom Campingplatz führt direkt ein Weg dorthin. Unterwegs gibt es einige Aussichtsplattformen, die einen besseren Blick auf den Fluss und den Wasserfall ermöglichen.


Donnerstag, 6. Juli 2017

Tag 10: Geiranger > Steinkjer (449 km)

Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen

Über die Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen soll es weiter nach Norden gehen. Direkt hinter Geiranger geht es in Serpentinen wieder nach oben. An einem Aussichtspunkt genieße ich den letzten Blick auf den ruhigen Fjord.

Für viele ist wahrscheinlich der Trollstigen das Highlight der Landschaftsroute. Mit elf Haarnadelkurven und bis zu 8% Steigung fordert die Passstraße volle Konzentration. Größtenteils ist sie mehr oder weniger einspurig. Mehrere Wasserfälle donnern am Straßenrand ins Tal, darunter der 180 m hohe Stigfossen.

 

Bevor es für mich nach unten geht, statte ich der Aussichtsplattform beim Besucherzentrum einen Besuch ab. Von dort hat man einen Panoramablick auf die kurvigen Straßen und das grüne Tal.

 

Obwohl es erst neun Uhr ist, herrscht bereits reger Betrieb. Auf dem Weg nach unten werde ich schließlich durch einen Reisebus ausgebremst. Dieser hat jedoch Nachsicht und lässt mich an einer passenden Stelle vorbeiziehen - eine nette Geste.

Fahrt nach Norden

Mein Ziel ist, heute möglichst weit nach Norden zu kommen, damit ich mir in den nächsten Tagen mehr Zeit für die Küstenstraße lassen kann. Um Trondheim nimmt der Verkehr stark zu und zahlreiche Baustellen führen zu weiteren Verzögerungen.

 

Bei Steinkjer macht mein Hintern nicht mehr mit. Daher steure ich den Campingplatz am See Snåsavatnet nördlich von Steinkjer an. Damit habe ich mein Minimalziel für heute erreicht.


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