Donnerstag, 4. August 2016
Tag 1: Reykjavík (IS) > Qassiarsuk (GL)
Anreise nach Grönland
Die Grönlandreise beginnt am Flughafen Keflavík in Island. Ich habe die Möglichkeit genutzt, um ein paar Tage auf Island zu verbringen. Nach drei aufregenden Tagestouren geht es heute weiter nach Grönland.
Den Vormittag verbringe ich damit, einen günstigen Zeitpunkt für den Abbau meines Zelts zu finden. In der Nacht hat es geregnet. Das Zelt ist noch nass. Doch das Wetter spielt mit, und ich kann mein Zelt trocken und sauber zusammenpacken.
Den Rest der Zeit verbringe ich mit dem Lesen eine Buches, das mich auf Grönland einstimmen soll. Ich hätte jedoch etwas mehr Zeit in die Auswahl des Buches investieren sollen. Denn es entpuppt sich als normaler Thriller, in dem das auf Grönland gefundene Ruinengrab eine eher untergeordnete Rolle spielt. Auf Land und Leute wird leider auch nicht näher eingegangen.
Mittags breche ich mit dem FlyBus zum Flughafen auf und verbringe dort die Zeit mit Warten und Lesen. Auch beim Flug nach Grönland klappt alles planmäßig.
Erste Eindrücke
Um 17.50 Uhr landen wir auf dem internationalen Flughafen Narsarsuaq im Süden Grönlands. Bei bestem Wetter habe ich während des Anflugs tolle Aussichten auf das grönländische Eisschild und auf unzählige Fjorde genießen gönnen. Meine Vorfreude auf die bevorstehende Tour steigt.
Am Flughafen werden wir von zwei Mitarbeitern von Tasermiut in Empfang genommen. Mit dem Auto geht es zum nahe gelegenen Hafen. Mit einem Boot überqueren wir den Tunulliarfik Fjord und gelangen schließlich nach Qassiarsuk. Dort betreibt Tasermiut das Leif Eriksson Hostel, in dem wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden.
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, beginnt bei Kaffee und Keksen das erste Kennenlernen. Meine Reisegruppe besteht aus 12 Personen - 4 stammen aus Deutschland, 3 aus Frankreich, 2 aus Großbritannien, 2 aus der Schweiz und 1 aus den Niederlanden. Der erste Eindruck ist positiv. Wir werden sicherlich gemeinsam viel Spaß haben.
Unsere beiden Guides Carmen und Giles stammen aus Spanien und Belgien. Damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet. Tasermiut hat spanische Wurzeln und so kommen die Guides aus Spanien und aus anderen Ländern. Aber auch viele Grönländer arbeiten für Tasermiut.
Tagesausklang
Vor dem Abendbrot unternehme ich mit einigen einen kurzen Spaziergang durch Qassiarsuk. Wir genießen die Ruhe und beobachten die im Fjord treibenden Eisberge. Zum Abendessen gibt es eine leckere Pilzsuppe und Reiscurry mit Fleisch. Carmen und Giles berichten uns, was uns morgen erwarten wird. Wir werden zu einem anderen Fjord wandern und dort eine Kajaktour zwischen Eisbergen unternehmen.
Freitag, 5. August 2016
Tag 2: Qassiarsuk > Tasiusaq > Qassiarsuk (13 km)
Wanderung nach Tasiusaq
Der Tag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück auf der Terrasse des Hostels mit Ausblick auf den Fjord. Die Sonne scheint und der Himmel ist strahlend blau. Ideale Voraussetzungen für eine Wanderung und eine Kajaktour.
Bevor wir aufbrechen, bekommt jeder von uns ein Getränk und einen Schokoriegel für unterwegs. Das Mittagessen wird auf alle Rucksäcke verteilt, wobei wir selbst entscheiden können, was und wie viel wir transportieren wollen. Die Guides vertrauen darauf, dass wir das untereinander fair regeln und nicht immer dieselben Personen die schweren Thermoskannen tragen müssen.
Gegen halb zehn brechen wir zu der Wanderung auf. Ziel ist das Gehöft Tasiusaq am Sermilik Fjord. Wir verlassen Qassiarsuk in Richtung Westen und passieren dabei die Leif-Eriksson-Statue, die im Sommer 2000 anlässlich der 1000-Jahr-Feier zur Erinnerung an Leifs Fahrt von Qassiarsuk gen Westen aufgestellt wurde.
Der Weg führt durch eine hügelige Landschaft und an einigen Seen vorbei. Wir passieren auch einige Blumenwiesen. Schließlich kommt der Sermilik Fjord mit seinen Eisbergen in unser Blickfeld - einfach wunderschön!
In Tasiusaq machen wir an einem Haus, das ebenfalls zu Tasermiut gehört, Mittagspause. Carmen bereitet für das Mittagessen immer einen Salat und ein, zwei Kannen "Tea of Love" vor. Der Tee schmeckt sehr lecker und enthält unter anderem Milch, Vanille und Zimt. Doch das genaue Rezept wird nicht verraten. Außerdem gibt es Toast und Brot, das wir mit Käse, Wurst oder Marmelade belegen können. Als Dessert gibt es etwas Schokolade.
Kajaktour
Neben den Kajaks wird auch warme Kleidung durch Tasermiut zur Verfügung gestellt. Nachdem wir alle warm verpackt sind, erfolgt eine Kurzeinweisung in die Paddeltechnik beim Kajakfahren. Dann starten wir unsere Tour in einem eisfreien Bereich. Carmen fährt voraus, die anderen sollen ihr in einer Linie hintereinander folgen. Giles befindet sich am Ende.
Ich teile mir mit Lars ein Zweier-Kajak. Da ich am ersten Tag ungern meinen Fotoapparat in einem Fjord versenken möchte, lasse ich ihn am Strand zurück. Lars hat sich für seine Kamera extra eine wasserdichte Tasche gekauft, hat sie somit dabei und kann unterwegs tolle Bilder machen.
Nach der Einführungsrunde geht es endlich an Eisbergen vorbei. Wir halten jedoch ausreichend Abstand, da Eisberge sich plötzlich drehen oder sogar explodieren können. In einem Kajak möchte man das nur ungern aus der Nähe erleben. Auf YouTube gibt es einige Videos, die dies eindrucksvoll belegen.
Wasser, Luft und Sonne haben faszinierende Formen und Farben geschaffen. Aufgrund der hell strahlenden Sonne erscheinen die Eisberge überwiegend weiß. Doch auf der sonnenabgewandten Seite dominieren Blautöne. Ich bin begeistert.
Wanderung nach Qassiarsuk
Bevor wir den Rückweg nach Qassiarsuk antreten, gibt es noch ein kurzes Briefing für die nächsten Tage. Morgen werden wir durch das Tal der tausend Blumen wandern und anschließend mit dem Schnellboot (Zodiak) zum Ice-Camp in der Nähe des Qalerallit Sermiat Gletscher fahren. Das Camp inmitten der Wildnis ist ein Grund, warum ich mich für diese Tour entschieden habe. Ich bin gespannt, wie es dort sein wird.
Beim Briefing werden Nüsse und Trockenobst gereicht, um unsere Energiereserven aufzufüllen. Auch dies gehört - ähnlich wie das Mittagessen an tollen Plätzen inmitten der Natur - zu den täglichen Ritualen, die wir im Laufe der Reise liebgewinnen werden.
Auf dem Rückweg folgen wir der Straße nach Qassiarsuk. Carmen legt ein ordentliches Tempo vor. Für mich ist das etwas zu schnell und hat nichts mehr mit Wandern zu tun. Daher lasse ich mich zurückfallen und genieße in meinem Wandertempo die Landschaft.
Tagesausklang
Kurz vor sieben sind wir wieder im Hostel. Am Abend bekommt jeder eine wasserdichte Tasche, in der wir unser Gepäck verstauen sollen. Dinge, die wir auf der Reise nicht benötigen, können wir im Hostel lassen. Neben dem Schutz vor Wasser haben die Taschen auch den Vorteil, dass sie sich aufgrund der identischen Größe leichter auf den Booten verstauen lassen.
Außerdem bekommen wir noch eine dicke Jacke, die wir über unserer Kleidung inkl. Jacke tragen sollen. Carmen empfiehlt, während den langen Bootsfahrten so viel Kleidung wie möglich zu tragen. Mit der Zeit soll es nämlich auf dem Zodiak ziemlich kalt werden. Daher sollen bei besonders langen Fahrten auch Pausen eingelegt werden, damit wir uns aufwärmen können.
Nach einer warmen Dusche, einem leckeren Abendessen, bestehend aus Nudelsuppe, Fisch und Pudding, sowie interessanten Gesprächen geht es spät ins Bett.
Samstag, 6. August 2016
Tag 3: Qassiarsuk > Ice Camp (14 km)
Das Tal der tausend Blumen
Auch der heutige Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Nach dem reichhaltigen Frühstück packen wir unsere Taschen für die bevorstehende Reise durch Südgrönland. Doch bevor wir am Abend mit dem Boot Richtung Ice Camp aufbrechen werden, steht noch eine Wanderung durch das Tal der tausend Blumen auf dem Programm.
Mit dem Schlauchboot setzen wir zunächst nach Narsarsuaq über. Weiter geht es mit dem Auto am Flughafen vorbei bis zum Startpunkt unserer Wanderung. Der Wanderweg führt zu Beginn durch ein schmales Tal. Am Ende breitet sich schließlich das Tal der tausend Blumen vor uns aus. Doch von Blumen ist leider nichts zu sehen. Die Flächen im Tal werden auch landwirtschaftlich genutzt. So sind die Blumen vor kurzem einer Maht zum Opfer gefallen. Nichtsdestotrotz ist die von Gletscher und Eis geprägte Landschaft schön anzuschauen.
Am Ende des Tals neben einem Wasserfall steigt der Weg steil empor. Als Steighilfe sind Seile angebracht. Doch diese sollten nicht mehr verwendet werden, da sie schon viele Winter gesehen haben und mittlerweile morsch sind. Ein fester Halt ist damit nicht mehr gewährleistet. Der schwere, etwa 300 Meter hohe Anstieg wird mit tollen Aussichten auf das Tal belohnt. Es lohnt sich, zurückzuschauen.
Oben angekommen, geht es weiter durch hügelige Landschaft an einem See vorbei. Wenig später kommt unser Ziel der Wanderung in unser Blickfeld - der Gletscher Kiattuut Sermiat. Auf dem höchsten Punkt der Wanderung bietet sich uns eine grandiose Aussicht auf das riesige Eisfeld. Schaut man zurück, kann man in der Ferne Qassiarsuk auf der anderen Seite des Fjords erkennen.
Es ist Mittagszeit und so genießen wir bester Aussicht unser leckeres Picknick. Danach folgt eine Siesta, die wir zum Ausruhen und zum Erkunden der nähren Umgebung nutzen können. Die Felsen sind durch die Sonne so warm, dass man sich getrost auf den Boden legen kann.
Auf dem gleichen Weg geht es wieder zurück. Der steile Abstieg zurück ins Tal erfordert nun zwar deutlich weniger Kraft als der Aufstieg, jedoch ist dafür die Gefahr auszurutschen um so größer. Ein, zwei Mal komme ich ins Rutschen, doch es geht glimpflich aus, ich kann ein Hinfallen vermeiden. Ruth hat etwas weniger Glück und zieht sich einige blaue Flecken am Gesäß und Unterarm zu.
Fahrt zum Ice Camp
Um Viertel vor fünf erreichen wir den Hafen in Narsarsuaq. Dort wartet bereits unser Zodiac auf uns. Wir ziehen uns warme Kleidung an und kommen beim Beladen des Bootes reichlich ins Schwitzen. Ich bin skeptisch, ob wir uns für die Fahrt mit dem Schlauchboot wirklich so warm anziehen müssen. Schließlich liegt die Temperatur über 15°C.
Am Ende bin ich jedoch froh, den Rat der Guides befolgt zu haben. Durch das kalte Meereswasser ist der Fahrtwind sehr kühl. Nach wenigen Minuten ist der Temperaturhaushalt wieder in Ordnung. Nach einer Stunde im Boot wird mir dann doch ein wenig frisch.
Bei ruhiger See durchqueren wir den Tunulliarfik Fjord und genießen die Landschaft. In Narsaq nehmen wir kurz weitere Lebensmittel auf, die Tasermiut Mitarbeiter vor Ort für uns beschafft haben. Anschließend fahren wir weiter Richtung Westen. Kurzzeitig lässt sich ein Wal blicken. Wir unterbrechen die Fahrt, bekommen ihn jedoch in der Ferne nur noch ein weiteres Mal zu sehen.
Das Ice Camp
Um kurz vor acht erreichen wir schließlich das Ice Camp in der Nähe des Gletschers Qalerallit Sermia, in dem wir drei Nächte verbringen werden. Das Zeltcamp in der kargen Sandlandschaft ähnelt aus der Ferne einer Mond- oder Marsstation. Die Aussicht auf die Gletscherfronten im Abendlicht ist wunderschön.
Nachdem wir das Boot entladen und unser Gepäck ins Camp transportiert haben, richten wir uns häuslich ein. Jedes Unterkunftszelt hat je zwei Doppelstock-Feldbetten zu bieten sowie einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Für unsere Gruppe steht außerdem ein Küchenzelt zur Verfügung, in dem unsere Guides die Mahlzeiten zubereiten und wir gemeinsam frühstücken und zu Abend essen können. Das Küchenzelt bietet außerdem eine Gasheizung, ein Luxus, den wir an den kalten Abenden sehr zu schätzen wissen.
Im Camp selbst gibt es kein fließendes Wasser und keinen Strom. Trinkwasser können wir aus dem oberen Bereich des Nahe gelegenen Baches entnehmen. Der untere Bereich ist zum Waschen gedacht. Für das große Geschäft gibt es ein Chemie-Plumpsklo, das kleine Geschäft sollen wir in der Wildnis verrichten.
Die Reise erfordert eine aktive Beteiligung aller Reisenden. Neben dem Be- und Entladen des Bootes gehört auch der Küchen- und Abwaschdienst zu unseren täglichen Aufgaben. Hier bilden wir Gruppen, die sich jeweils an einem Morgen bzw. Abend um Tischdecken und Abwasch kümmern.
Tagesausklang
Nach dem leckeren Abendessen genießen wir die besondere Atmosphäre und Geräuschkulisse im Camp. Der Gletscher ist heute sehr aktiv. Immer wieder wird die Ruhe durch den kalbenden Gletscher unterbrochen. Auch im Inneren des Gletschers scheint es reichlich Bewegungen und Spannungen zu geben. Das Knacken des Gletschers hört sich wie ein Gewitter in der Ferne an, nur dass der Donner deutlich länger als gewohnt andauert.
Das zweite Highlight am späten Abend sind Polarlichter. Leider ist es um diese Jahreszeit noch nicht dunkel genug, um Polarlichter wirklich gut sehen zu können. Auch scheinen die Polarlichter nicht sehr hell zu leuchten. Wir müssen schon genau hinschauen, um die weißen Bänder am Himmel erkennen zu können.
Sonntag, 7. August 2016
Tag 4: Gletscher Qalerallit Sermia (5 km)
Bootstour
Heute steht ein weiteres Highlight der Tour auf dem Programm - eine Wanderung auf dem Gletscher Qalerallit Sermia. Doch bevor wir die Steigeisen anlegen, erkunden wir zuvor die majestätische, mehr als 10 Kilometer lange, direkt in das Meer stürzende Gletscherfront vom Zodiac aus. Wir fahren in sicherem Abstand die vertikalen Eiswände entlang und bestaunen die Eisformationen.
Die Höhe der Gletscherfront lässt sich nur schwer abschätzen, da Bezugspunkte fehlen. Doch ein einzelnes Kajak vor der Gletscherfront lässt uns schließlich die schiere Größe der Eiswand erahnen - ich bin beeindruckt! Etwa 90 Minuten lang erkunden wir die Gletscherfront vom Wasser aus, bewundern dabei die vielen unterschiedlichen Formen und Farben und erleben einige kleinere Eisabbrüche.
Wie überall auf Grönland ist auch der Gletscher Qalerallit in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die Gletscherschmelze hat deutliche Spuren hinterlassen. Die Gletscherfront ist im Sommer an der Küste mittlerweile nicht mehr geschlossen, sondern durch ein großes, eisfreies Uferstück zweigeteilt. Das Eis reicht auch nicht mehr über die gesamte Gletscherfront bis ins Meer, sondern hört an vielen Stellen schon vorher auf. Die Folgen des Klimawandels lassen sich auf Grönland eindrucksvoll greifbar machen.
Gletscherwanderung
Vor der Gletscherwanderung stärken wir uns bei einem Picknick am Fuße des Gletschers. Nach dem wir Kraft getankt haben, wandern wir ein kurzes Stück zum Rand des Gletscher. Dort steht die Ausrüstung für uns bereit - Steigeisen und Auffanggurt. Nach einer kurzen Einweisung in die grundlegenden Techniken des Gletscherwanderns geht es endlich los.
Dies ist meine zweite Gletscherwanderung. Anders als auf Island gibt es hier keine markierte Route und keine zusätzlichen Sicherungen, in die man sich einhaken kann. Die Auffanggurte sind daher vermutlich nur für eine leichtere Rettung nach einem Unfall gedacht. Diese Wanderung ist etwas anspruchsvoller, jedoch auch für Ungeübte noch gut machbar.
Ich lasse mich zurückfallen, damit auf meinen Fotos möglichst immer Personen abgebildet sind. Selbst mit diesem kleinen Trick geben die Fotos die Entfernungen und Größen nur annähernd wieder. Die zerklüfteten Spitzen scheinen für mich meilenweit entfernt zu sein, auf den Fotos wirken sie jedoch vergleichsweise nah.
Insgesamt empfinde ich die Wanderung im Vergleich zu Island als schöner. Ich bin einfach begeistert. Dies hat zum einen mit der schieren Größe des Gletschers zu tun, zum anderen sind die Formen vielfältiger und etwas rustikaler. Gletscher scheint nicht gleich Gletscher zu sein. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Ich nehme mir daher vor, weitere Gletscher zu erkunden, sollte sich mir die Gelegenheit dazu bieten.
90 Minuten vergehen wie im Flug und das Abenteuer ist leider auch schon wieder vorbei. Nach einer kurzen Stärkung mit Nüssen und Trockenobst am Rande des Gletschers geht es zurück ins Camp.
Tagesausklang
Den Abend verbringen wir mit netten Gesprächen. Das französische Paar Vincent und Camille hat etwas französischen Schnaps mitgebracht, den wir nach dem Abendessen probieren. Laut den Beiden hat ihr Reisebüro dies in die Packliste geschrieben. Ich empfinde dies als nette Geste, etwas Kulinarisches aus der Heimat mitzubringen. Ich behalte mir dies für zukünftige Gruppenreisen im Hinterkopf.
Die beiden Engländerinnen Ruth und Kelly entpuppen sich immer mehr als die Unterhalter der Gruppe. Ich mag ihren britischen Humor und wie sie sich gegenseitig und sich selbst auf die Schippe nehmen. Alle haben viel zu lachen. In den folgenden Tagen mit angekündigtem schlechtem Wetter werden wir dies noch mehr zu schätzen lernen. Vielen Dank für eure durchweg gute Laune.
Montag, 8. August 2016
Tag 5: Fjord Qalerallit Imaa (15 km)
Tageswanderung zum See Tasersuatsiaq
Der Morgen beginnt mit Regen, der jedoch gegen Viertel nach acht aufhört. Laut unseren Guides ist jedoch mit weiterem, lang anhaltenden Regen zu rechnen. Für heute steht eine Wanderung zum großen See Tasersuatsiaq an, die uns auch Panoramablicke auf das Inlandeis ermöglichen soll.
Gegen halb elf verlassen wir das Camp in westlicher Richtung. Wir durchqueren zunächst ein von riesigen Sanddünen geprägtes Tal, das mit der grünen wuchsreichen Tundra kontrastiert. Am See machen wir eine Pause, die einige zum Schwimmen nutzen. Da mir das Wasser zu kalt ist, nutze ich die Zeit für einen Spaziergang am Ufer entlang.
Nach dem See geht es bergauf. Die etwa 400 Meter hohen Aussichtsberge ermöglichen uns einen majestätischen Blick auf den See Tasersuatsiaq und auf das unendliche Inlandeis. Was liegt da näher als hier Picknick zu machen?
Während unserer Rast bekommen wir Karibus, die nordamerikanischen Vertreter der Rentiere, und einen Schneehasen zu sehen. Obwohl kein Schnee liegt, ist der weiße Hase aus der Ferne nur schwer auf dem dunklen Untergrund zu erkennen. Nur wenn er sich fortbewegt, verrät er seine Position.
Während des Picknicks ziehen langsam Regenwolken auf. Auf der Wanderung zurück ins Camp setzt schließlich Nieselregen ein. Die Sicht wird schlechter. Wir nehmen eine Abkürzung ins Camp, um nicht all zu nass dort anzukommen. Halb fünf erreichen wir unsere trockenen Zelte.
Tagesausklang
Der Nieselregen geht in Dauerregen über und die Sicht wird noch schlechter. Mir ist kalt. Da das Zeltcamp nicht komplett belegt ist, können wir uns in einem anderen Küchenzelt die Zeit vertreiben, während in unserer Küche das Abendessen zubereitet wird. So kommen wir in den Genuss einer Gasheizung, die uns wohlige Wärme spendet.
Das Abendessen ist wie immer sehr lecker. Wir lassen uns von dem schlechten Wetter nicht die Laune vermiesen und machen das beste daraus.
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