Montag, 28. September 2015
Tag 6: Seronga (BW)
Der Vormittag
Um kurz vor sechs werde ich wach. Nach dem Gang zur Toilette hole ich meine Kamera heraus, genieße den fantastischen Sonnenaufgang und mache ein paar Fotos. Dabei entdecke ich in der Ferne ein Nilpferd, dass von links nach rechts durchs Wasser schwimmt und schließlich im Schilf verschwindet. Für ein gutes Foto ist es jedoch zu weit entfernt. Doch immerhin habe ich das erste Nilpferd in diesem Urlaub gesehen.
Erstmals verspüre ich wieder etwas Hunger. Da die anderen früh zu einer Pirschwanderung aufbrechen wollen, gibt es bereits um halb sieben ein kleines Frühstück. Ich esse zwei Müslikekse und hätte gerne noch weitere gegessen, aber es sind nicht genügend da. Schade.
Den Vormittag verbringe ich zusammen mit Elisabeth im Camp, die wegen Schmerzen in den Füßen nicht an der Wanderung teilnimmt. Wir unterhalten uns nett. Außerdem schreibe ich an meinem Reisetagebuch, mache ein paar Fotos vom Camp und relaxe.
Mein Hunger wird immer größer und ich fiebere schon dem Brunch entgegen. Um zwölf ist es endlich soweit. Es gibt Frikadellen, gebratenen Toast, gebackene Bohnen und Käse. Ich lange ordentlich zu. Dies bleibt auch den anderen nicht verborgen. Hoffentlich habe ich es nicht übertrieben.
Mokoro Olympiade und Sonnenuntergang
Die Zeit bis zur Mokoro Olympiade vertreiben wir uns mit Kartenspielen. Um 15:00 Uhr beginnt schließlich das sportliche Großereignis. In Zweierteams muss im Mokoro eine bestimmte Strecke zurückgelegt werden. Wer am schnellsten ist, hat gewonnen. Insgesamt treten fünf Mokoros mit internationaler Besetzung gegeneinander an. Die übrigen Teilnehmer schauen sich das Spektakel an.
Der Chef-Poler übernimmt die Rolle des Schiedsrichters und Moderators. Wir feuern die Olympioniken vom Ufer aus an. Es ist gar nicht so einfach, ein Mokoro zu steuern und die Balance zu halten. Zwischendrin wird noch der Schwierigkeitsgrad erhöht. Auch die zweite Person muss nun im Mokoro stehen. So haben alle ihren Spaß, auch wenn keiner ins Wasser fällt.
Im Anschluss nutzen einige die Gelegenheit, zu einer tieferen Stelle zu fahren und im Okavango-Delta zu schwimmen. Danach brechen alle zu einer Sunset Bootstour auf. Wir fahren zu einer Stelle, von der aus wir den Sonnenuntergang bei einem Bier genießen können. Ich bleibe vorsichtshalber noch bei Wasser.
In der Ferne sehen wir Rinder und einen Elefanten am Wasserloch. Während die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, machen wir Witze über die bisherige Tour und über die strengen Regeln. Ich bin noch nicht so lange dabei, aber die anderen haben schon so einige Sachen mit Morrison und PJ erlebt. Wir dachten, in Afrika ginge alles etwas lockerer zu. Daher haben uns die strengen Regeln und starren Abfahrtszeiten etwas überrascht. Letztendlich sorgen diese jedoch dafür, dass Wartezeiten an Grenzübergängen reduziert werden und wir rechtzeitig unseren Zielort erreichen, um den Abend genießen zu können.
Noch bevor die Sonne untergegangen ist, machen wir uns auf den Rückweg. So können wir die tolle Stimmung auch im Mokoro vom Wasser aus genießen. Das Abendlicht und die sich im Wasser spiegelnden Wolken ergeben schöne Fotomotive. Ein schöner Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen.
Tagesausklang
Am Abend gibt es Nudeln mit Bolognese. Auch hier lange ich ordentlich zu. Natürlich nur, um wieder fit zu werden. Im Camp gelten andere Abwaschregeln. Hier wäscht nicht jeder sein benutztes Geschirr selbst ab, sondern es gibt einen Abwaschdienst. Heute Abend bin unter anderem ich an der Reihe.
Nach dem Abwasch gibt es eine Überraschung für uns. PJ teilt uns auf unfreundliche Art mit, dass die Poler unzufrieden mit uns und insbesondere mit unserem Trinkgeld seien. Angeblich hätten sie das Trinkgeld sogar zurückgeben wollen. Auch die Tipbox an der Bar für die Belegschaft, wäre von uns noch nicht ausreichend gefüllt worden.
Diese Kritik trifft uns völlig unerwartet, da wir das Gefühl hatten, alles befolgt zu haben, was PJ uns zu Beginn im Camp gesagt hatte. Wir haben unsere Poler während den Touren mit Getränken versorgt und ihnen ein in unseren Augen angemessenes Trinkgeld gegeben.
Laut PJ hätten die Poler fünf bis zehn US-Dollar von jedem Teilnehmer pro Tag erwartet. Dies würde so auch in unserem Tour Dossier stehen. Es entbrennt eine leidenschaftlich geführte Diskussion, die bei vielen für schlechte Stimmung sorgt.
Darunter leidet auch das Abendprogramm. Die von der Belegschaft vorgetragenen Tänze und Gesänge verschieben sich nach hinten. Da dies nicht angekündigt wird, gehe ich davon aus, dass diese ausfallen. So verpasse ich leider den Beginn um 21:00 Uhr, da ich zu dieser Zeit unter der Dusche stehe.
Die Tänze sind sehr unterhaltsam. Zum Schluss probieren Kirsten, Alex und Noriko die Tänze aus. Hierzu schnallen sie sich einen Rock um, der beim Tanzen Geräusche macht, insbesondere wenn mit dem Po gewackelt wird. Rhythmische Geräusche zu erzeugen scheint für Ungeübte nicht so einfach zu sein. Dafür sieht es für Außenstehende lustig aus.
Dienstag, 29. September 2015
Tag 7: Seronga (BW) > Popa Falls (NAM)
Fahrt nach Popa Falls
Heute heißt es vom Okavango-Delta Abschied nehmen. Leider haben wir nicht allzu viel vom Delta und seiner Artenvielfalt sehen können. Meine großen Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Dennoch haben wir zwei schöne Tage in der Natur verbringen können.
Wir verlassen das Okavango-Delta auf dem gleichen Weg, wie wir gekommen sind. Zunächst fahren wir mit dem Jeep nach Seronga. Weiter geht es mit dem Speedboot nach Sepopa, wo uns Morrison in Empfang nimmt. Um kurz nach zwölf Uhr sitzen wir im Truck und fahren weiter nach Norden.
Wenige Stunden später erreichen wir die Grenze zu Namibia. Am Grenzübergang machen wir gegen 15:00 Uhr Mittagspause. Es gibt wieder leckere Sandwiches. Ich bin froh, dass ich wieder zu 100% fit bin, und zwinge mich weiterhin, regelmäßig Wasser zu trinken.
Um 16:45 Uhr erreichen wir die "Rainbow River Lodge" in Popa Falls, die mit einem wunderschönen Blick auf den Okavango aufwartet. Mittlerweile ist es bewölkt und für mich sieht es so aus, als braut sich ein Gewitter zusammen.
Tagesausklang
Den Rest des Tages bis zur Dunkelheit genießen wir den Ausblick auf den Okavango, in dem eine Herde von Nilpferden das kühle Nass genießt. Leider sind nur ihre Köpfe zu sehen oder die Nilpferde zeigen uns ihren Hintern. Die Geräuschkulisse ist jedoch einmalig und muss man mal erlebt haben.
Um 19:30 Uhr gibt es Abendessen. Es folgt das Briefing für den morgigen Tag. Morrison geht dabei noch einmal auf das Trinkgeld für die Poler ein, was eine erneute Diskussion entfacht. Nomad Adventures steuert "Jumbo Junction" erst seit dieser Saison an. Morrison verspricht, die Erfahrungen an Nomad weiterzugeben, so dass Verbesserungen geprüft werden können. Damit ist das Thema für mich erledigt.
Den Rest des Abends verbringen wir an der Bar. Um 22:30 Uhr übermannt mich die Müdigkeit und ich ziehe mich in mein Zelt zurück. Kurz vor Mitternacht reißt mich ein gewaltiger Donner aus dem Schlaf. Der Himmel ist erfüllt von Wetterleuchten. Zum Glück bleibt es die ganze Nacht trocken. Die Dichtheit der in die Tage gekommenen Zelte hätte ich nur ungern auf die Probe stellen wollen.
Mittwoch, 30. September 2015
Tag 8: Popa Falls (NAM) > Kasane (BW)
Fahrt nach Kasane
Heute klingelt mein Handy schon um 3:45 Uhr. Morrison hat gestern 5:00 Uhr als Abfahrtszeit ausgegeben, damit wir rechtzeitig den Chobe Nationalpark erreichen, um am Nachmittag an einer Bootsafari teilnehmen zu können. Rechtzeitig zum Frühstück habe ich all meine Sachen inklusive Zelt und Matratze im Truck verstaut.
Wir durchqueren ohne Zwischenstopp den Caprivi-Zipfel. Von der Schönheit und dem Artenreichtum bekommen wir von der Straße aus nichts mit. Die Ortschaften wirken auf mich schmutziger als in den vergangenen Tage. Stellenweise liegt sehr viel Müll auf den Straßen.
Um 11:00 Uhr haben wir die Grenze zu Botswana passiert. An der Grenze gibt es auch eine Veterinärkontrolle, bei dir die Schuhe der Reisenden und die Reifen der Fahrzeuge desinfiziert werden, um die Ausbreitung von möglichen Tierseuchen zu verhindern. Wir hatten in Botswana schon einige wenige dieser Stationen passiert. Doch erstmals sollen hier von jedem zwei Paar Schuhe desinfiziert werden, da es unwahrscheinlich ist, das Touristen in einem Bus mit nur einem Paar unterwegs sind. Da ich ungern meine Motorradstiefel aus der Tasche kramen möchte, leihe ich mir ein Paar Sandalen von Hermann.
Die "Thebe River Safari Lodge" erreichen wir kurz vor zwölf. Heute ist es wieder besonders heiß. Wir bauen unsere Zelte mitten in der Mittagssonne auf. Nach wenigen Minuten ist das Zeltgestänge so heiß, dass man es kaum noch anfassen kann. Außerdem heizt sich das errichtete Zelt rasch auf Saunatemperatur auf.
Ich lasse meine Taschen noch im Bus, ziehe schnell meine Badehose an und dann heißt es: ab in den Pool. Das kühle Wasser sorgt für einen schnellen Temperaturausgleich.
Bootsafari im Chobe Nationalpark
Nach dem Lunch brechen wir zur Bootsafari auf dem Chobe River auf. Hierzu fahren wir zunächst mit dem Truck zur nur wenige Minuten entfernt liegenden Anlegestelle. Ich habe keine konkreten Vorstellungen von einer Bootsafari und gehe davon aus, dass wir nicht all zu viele Tiere sehen werden. Und wenn, dann nur aus der Ferne.
Doch ich werde eines Besseren belehrt. In Tansania habe ich schon einige Pirschfahrten in einem Jeep miterleben dürfen. Doch vom Wasser aus ergibt sich eine neue Perspektive, insbesondere wenn man auf dem Dach des Bootes steht.
Wir sehen zahlreiche Nilpferde, denen wir sehr nahe kommen können. Aus meiner Sicht ist es teilweise zu nah, da sich die Tiere gestört fühlen. Ein Nilpferd fühlt sich so massiv bedrängt, dass es das Wasser verlässt. Es steht einige Minuten regungslos da und wirkt wütend auf mich. Es entscheidet sich jedoch nicht für einen Angriff oder eine Flucht, sondern für das Fressen von Gras.
Neben Elefanten, Krokodilen und Büffeln bekommen wir auch Kudus, Impalas und eine Giraffe zu Gesicht. Mein persönliches Highlight ist jedoch die Flussdurchquerung einer Elefantenherde. Die Herde steht schon längere Zeit am Ufer. Doch der Leitkuh sind noch zu viele Boote im Wasser bzw. im Weg. Schließlich setzt sich die Herde doch noch geschlossen in Bewegung.
Mit jedem Meter versinken die Elefanten mehr im Wasser. Schließlich verschwinden auch die Köpfe der kleineren Elefanten im Wasser. In der Mitte des Flusses ragen von ihnen nur noch die Rüsselspitzen aus dem Wasser. Zum Ufer hin kommen die Elefanten wieder allmählich zum Vorschein. Ein tolles Naturschauspiel!
Wir sind vier Stunden mit dem Boot unterwegs. So kommen wir auch in den Genuss eine Sonnenuntergangs auf dem Chobe Fluss. Ich mache unzählige Fotos, genieße die angenehmer werdenden Temperaturen und die besondere Atmosphäre.
Auch die anderen Teilnehmer sind begeistert. Sie haben auf ihrer Tour von Kapstadt bis hierher schon einige Pirschfahrten unternommen. So viele Tiere haben sie jedoch noch nicht zu Gesicht bekommen.
Tagesausklang
Heute Abend gibt es T-Bone Steak vom Grill. PJ hat uns wieder einmal ein leckeres Essen gezaubert. Ein gelungener Abschluss des heutigen Tages.
Beim anschließenden Briefing äußern einige Teilnehmer den Wunsch, die morgige Pirschfahrt durch den Chobe Nationalpark ausfallen zu lassen. Dafür sollen die frühen Morgenstunden genutzt werden, um die Grenze zu Simbabwe ohne langes Warten zu passieren. So hätten wir deutlich mehr Zeit für die Victoria Wasserfälle.
Da die Teilnehmer schon einige Pirschfahrten hinter sich haben, stimmen nach einer längeren Diskussion fast alle für den Vorschlag. Die anderen können mit der Entscheidung der Gruppe leben. Auch ich habe nichts dagegen.
Doch wir haben die Rechnung ohne Morrison gemacht. Es ist scheinbar nicht so einfach, geschlossen auf eine bezahlte Leistung zu verzichten. So muss jeder von uns schriftlich erklären, dass wir aus freien Stücken auf die Pirschfahrt verzichten wollen. Mit diesen Briefen muss sich Morrison noch die Erlaubnis seines Chefs einholen. Hierzu faxt er die Dokumente nach Kapstadt. Auch das Management kann mit unserem Wunsch leben.
Den Rest des Abends verbringen wir in der gut besuchten Bar der Lodge. Wie auf allen Campingplätzen kann auf großen Bildschirmen die Rugby Weltmeisterschaft verfolgt werden. Erstmals seit meinen Magenproblemen traue ich mich wieder an Bier heran. Ich probiere St. Louis Lager aus Botswana, das ähnlich wie das Windhoek Lager sehr süffig ist.
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Tag 9: Kasane (BW) > Victoria Falls (ZW)
Fahrt nach Victoria Falls
Heute können wir etwas länger schlafen. Denn erst um 4:30 Uhr heißt es aufstehen. Während wir im Dunklen unsere Zelte abbauen, müssen wir einen Wespenschwarm aufgescheucht haben. Das einzige Licht in der näheren Umgebung ist die Beleuchtung in unserem Truck. So wird der Truck innerhalb weniger Minuten das neue zu Hause der Wespen. Ein Großteil befindet sich im Truck, der Rest an der Seite der Zeltfächer. Das war es dann wohl mit der rechtzeitigen Abfahrt.
Doch Morrison ist auf alle Eventualitäten vorbereitet. Er versprüht großzügig Insektenvernichter im Truck, schaltet das Licht aus und schließt die Fenster. Nach dem Frühstück ist das Problem behoben. Pünktlich um 6:00 Uhr brechen wir Richtung Simbabwe auf.
Kurze Zeit später erreichen wir die Grenze. Am Grenzübergang ist wenig los. Für Simbabwe benötigten jedoch alle ein Visum, das nur an der Grenze ausgestellt wird. Daher dauert es trotzdem etwas länger. Um halb acht haben wir schließlich die Grenze passiert.
Eine Stunde später erreichen wir die Stadt Victoria Falls. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt halten wir bei Shearwater Adventures. Dort werden uns die verschiedenen Aktivitäten vorgestellt, die man in der nähren Umgebung machen kann. Da die Preise sehr teuer sind, buche ich - wie viele andere auch - keine Aktivität.
Simbabwe hat aufgrund von Hyperinflation keine eigene Währung mehr. Mittlerweile wird alles in US-Dollar bezahlt. Die alte Währung Simbabwe-Dollar kann man nun als Souvenir kaufen, zum Beispiel 50-Milliarden-Simbabwe-Dollar-Scheine. Fast an jeder Ecke werden einem entsprechende Scheine angeboten.
Bevor wir den Victoria Wasserfällen einen Besuch abstatten, checken wir noch im Victoria Falls Rainbow Hotel ein. Auf dem Weg zu den Wasserfällen halten wir an einem großen Baobab-Baum und machen dort Mittagspause. Zum letzten Mal gibt es Sandwiches.
Victoria Wasserfälle
Um kurz nach elf sind wir im Besucherpark der Victoria Wasserfälle. An der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe stürzt sich der Sambesi auf einer Breite von bis zu 1,7 km unter lautem Getöse 60 m tief in die Schlucht. Die Wasserfälle befinden sich zwar in Sambia, lassen sich jedoch von Simbabwe aus besser betrachten.
Da das Ende der Trockenzeit kurz bevorsteht, fließt natürlich nicht die maximale Wassermenge die Fälle hinunter. Auch wird nicht die volle Breite ausgeschöpft. Dennoch sind die Wasserfälle wunderschön anzusehen und die aufsteigende Gischt sorgt für eine angenehme Erfrischung.
Zusammen mit Alex und Kirsten bestreite ich den Rundweg. Es gibt viele Aussichtspunkte, von denen aus die Wasserfälle aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden können. Zum Ende hin können wir einen Blick in die tiefe Schlucht riskieren. Es gibt keinerlei Absperrungen. Daher können wir so dicht an die Kante ran, wie es unser Mut zulässt.
Vom letzten Stopp aus können wir die Victoria Falls Bridge bestaunen. Auf der Brücke befindet man sich im Niemandsland zwischen Sambia und Simbabwe. Wir schauen uns einige Bungee-Jump-Sprünge an, die man von der Mitte der Brücke aus machen kann.
Im Laufe der Wanderung wird es immer heißer. Auch lässt die kühlende Gischt zum Ende hin nach. Daher nehmen wir ein Taxi zurück zum Hotel, das wir um 14:00 Uhr erreichen.
Tagesausklang
Nach einer kurzen Erholung auf dem Hotelzimmer, genieße ich das kühle Wasser im Pool mit angeschlossener Bar. Ich lasse mir zwei leckere Biere schmecken. So lässt es sich in der Hitze aushalten. Will und Dan lassen es sich ebenfalls gut gehen und spielen wieder Frisbee im Pool.
Will und Dan sind ausgebildete Bankkaufleute und haben ihren Job hingeschmissen, da sie unzufrieden waren. Nun reisen sie - solange das Geld reicht - um die Welt. Ich bewundere sie für ihre Entscheidung. Ich weiß nicht, ob ich den Mut hätte, alles hinter mir zu lassen und nach der Rückkehr wieder neu anzufangen.
Um 18:45 Uhr fahren wir alle mit dem Truck in ein gut besuchtes Restaurant. Neben dem leckeren Buffet wird auch ein tolles Rahmenprogramm geboten. Traditionelle Tänze, Gesang und Musik begleiten uns den ganzen Abend.
Alex entdeckt eingelegte Mopane-Raupen und weist mich freundlich auf die Delikatesse hin. Doch ich verzichte lieber. Die getrocknete Raupe in Windhoek hat mir gereicht.
Vor der Abfahrt hatte ich noch die fehlenden Trinkgelder für Morrison und PJ eingesammelt. Wir können Peter überreden, die Überreichung des Trinkgelds zu übernehmen. Dies macht er auf seine originelle Art sehr gut.
Unsere heutige Bedienung ist das komplette Gegenteil zur Bedienung in Joe's Beerhouse in Windhoek. Obwohl sie sich alles notiert, vergisst sie viele Getränkebestellungen. Auch die Abrechnung dauert über eine Stunde, da jeder einzeln abgerechnet werden muss. Morrison ist spürbar verärgert und beschwert sich. Doch es bringt nicht all zu viel.
Nach der Rückkehr im Hotel machen wir noch das obligatorische Gruppenfoto vor dem Truck. Außerdem verabschieden wir uns von Morrison und PJ und bedanken uns noch einmal für die tollen Tage. Da jeder individuell abreist, verabschieden wir uns auch untereinander. In den letzten Tagen haben wir schon eine Emailliste erstellt, um in Kontakt bleiben und Fotos austauschen zu können.
Einige wollen den Abend noch an der Hotelbar ausklingen lassen. Doch leider ist die Bar schon geschlossen. So ist der Abend früher als geplant zu Ende.
Freitag, 2. Oktober 2015
Tag 10: Victoria Falls (ZW) > Windhoek (NAM)
Victoria Falls Bridge
Beim Frühstück treffe ich einige Teilnehmer wieder. Wir frühstücken zusammen und tauschen uns über unsere weiteren Reisepläne aus. Das Frühstücksbuffet ist sehr reichhaltig. Nach den einfachen Cornflakes der vergangenen Tage tut die Abwechslung gut.
Die Verabschiedung fällt mir schwer. Ich habe die Zeit mit der Gruppe echt genossen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Ich hoffe, dass die Gruppendynamik bei der Motorradtour genauso gut sein wird.
Nach der Verabschiedung mache ich mich zu Fuß zur Victoria Falls Bridge aus. Nach dreißig Minuten erreiche ich den Grenzübergang vor der Brücke. Da die Brücke Niemandsland zwischen Simbabwe und Sambia ist, wird kein Visum für Sambia benötigt, um die Brücke betreten zu können. Man benötigt auch kein Multpile Entry Visum für Simbabwe, wenn man nicht nach Sambia einreist. Für das Betreten der Brücke gibt es einen so genannten Bridge Pass.
Ich verbringe etwa eine Stunde auf der Brücke, genieße die Aussicht und schaue den Menschen beim Bungee-Jumping, Bridge Sliding und beim Wildwasser Rafting auf dem Sambesi zu. Das Rafting ist nicht ganz ungefährlich. Ich beobachte, wie eine verletze Person von Rettungskräften mühevoll aus der tiefen Schlucht nach oben transportiert wird.
Auf der Brücke gibt es kleine Souvenir-Stände. Da auch viele Einheimische die Brücke bzw. die Grenze zu Fuß passieren, sind die Verkäufer nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Sie verwickeln mich erst ganz unverbindlich in ein Gespräch, wollen wissen, woher ich komme, was ich in Afrika mache und ob ich Bungee Jumping oder Rafting machen möchte. Später wird das Gespräch schließlich auf Souvenirs gelenkt.
Das scheint eine erfolgversprechende Verkaufsstrategie zu sein. Kommt jemand mit Souvenirs in der Hand auf mich zu, lehne ich sofort ab. Doch durch das unverbindliche Gespräch ist eine Art Beziehung entstanden und es fällt mir schwerer, nein zu sagen. Aus Höflichkeit schaue ich mir den kleinen Souvenirstand und einige Souvenirs an. Ich kann mich jedoch mit meiner geplanten Motorradtour rausreden, da ich keinen Platz im Gepäck hätte und die Souvenirs wahrscheinlich kaputt gehen würden.
Als nächstes möchte ich mir das Victoria Falls Hotel anschauen, eine Empfehlung von Armando und Christel. Von der Hotelterrasse soll man einen guten Blick auf die Victoria Falls Bridge haben. Leider ist der Ausblick durch das diesige Wetter etwas getrübt. Dennoch verbringe ich etwas Zeit auf der Terrasse und esse hier zu Mittag.
Auf dem Weg zum Hotel haben mich drei junge Männer nach Geld gefragt, um sich etwas zu Essen und Trinken kaufen zu können. Da ich ungern mein Geldbörse in solchen Situationen hervorhole, lehne ich ab. Im Victoria Falls Hotel habe ich drei alte Ein-Dollar-Scheine als Wechselgeld erhalten. Auf dem Rückweg gebe ich jedem einen Schein. Alle drei freuen sich sehr darüber und bedanken sich.
Doch plötzlich taucht ein vierter Mann auf, der hartnäckig ebenfalls einen Ein-Dollar-Schein einfordert. Ich lehne ab. Der Mann verfolgt mich durch die Stadt, redet unentwegt auf mich ein und appelliert an mein Gewissen. Irgendwann lässt er schließlich von mir ab. Doch wenige Minuten später steht er plötzlich wieder vor mir und fordert Geld von mir. Kurz vor unserem Hotel bin ich ihn endlich los.
Dafür spricht mich ein anderer junger Mann an. Er fragt höflich nach kaputter Kleidung und Ausrüstung, die ich ihm vielleicht schenken könnte. Insbesondere Kleidung und Schuhe wären in Simbabwe für die einfache Bevölkerung kaum erschwinglich. Da ich aufgrund der Motorradtour mit minimalem Gepäck reise, kann ich jedoch nichts entbehren.
Der krasse Unterschied zwischen arm und reich wird in Victoria Falls besonders deutlich. Touristen geben hier hunderte US-Dollar für überteuerte Aktivitäten aus und die Bevölkerung kommt kaum über die Runden. Ich habe wieder einmal ein schlechtes Gewissen.
Im Hotel treffe ich Sabrina, Hermann und Peter, die es sich am Pool gut gehen lassen. Hermann reist heute weiter nach Sambia, um von dort nach Deutschland zu fliegen. Sabrina und Peter haben sich eine einjährige Auszeit für eine Weltreise genommen. Für sie geht die Reise in ein paar Tagen in Asien weiter.
Rückreise nach Namibia
Um kurz vor halb drei werde ich vom Hotel abgeholt. Doch bevor wir zum Flughafen fahren, werden erst noch andere Gäste zu ihren Hotels gebracht und zwei weitere Gäste eingesammelt. Dann müssen wir auch noch im Stadtzentrum in ein kleineres Fahrzeug umsteigen.
Ich werde etwas nervös. Die Airline empfiehlt, drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Mittlerweile sind es weniger als zwei Stunden bis zum Abflug. Ich muss mich daran erinnern, dass ich in Afrika bin und hier alles etwas lockerer gesehen wird. Es wird schon alles gut gehen.
Wir sind die Letzten, die für den Flug einchecken. Beim Einchecken erfahre ich, dass mein Handgepäck nicht mit in die Kabine darf, da es für die kleine Maschine angeblich zu groß wäre. Aus Sicherheitsgründen soll ich alle Wertsachen aus dem Handgepäck herausnehmen. So krame ich schnell wichtige Reiseunterlagen, Geld und Kamera zusammen und trage nun alles an mir.
Dann laufe ich noch am Ausreiseschalter vorbei, da dieser gerade nicht besetzt ist. Nachdem ich die Sicherheitskontrolle passiert habe, muss ich für den Ausreisestempel noch einmal zurück und die Kontrolle anschließend erneut passieren. Im Wartebereich darf ich dann noch an einer Reiseumfrage teilnehmen.
Um 16:55 Uhr hebt das Flugzeug schließlich ab. Ich freue mich darauf, das Okavango-Delta von oben zu sehen. Leider ist die Sicht nicht ganz so gut. Doch die Größe und die vielen Kanäle und Seen des Deltas lassen sich erahnen.
Nach einem Zwischenstopp im botswanischen Maun fliegen wir den Rest des Fluges dem Sonnenuntergang entgegen. Der Horizont ist in einem wundervollen orange gehüllt. Ein fantastischer Ausblick.
Um 19:15 Uhr lande ich in Windhoek. Die Rückreise von Simbabwe nach Namibia hat sich für mich wie das Ende eines Urlaubs angefühlt. Dabei steht das eigentlich Abenteuer erst noch bevor. Ich bin gespannt, was mich in den kommenden zwei Wochen erwarten wird.
Epilog
Die kurze Reise hat mir trotz meiner anfänglichen gesundheitlichen Probleme sehr viel Spaß gemacht. Ich habe das Okavango-Delta und die Victoria Falls sehen können. Mein persönliches Highlight war die Bootsafari im Chobe Nationalpark.
In Afrika sind zwischen den Attraktionen sehr große Distanzen zurückzulegen. Dies war mir bekannt. Dennoch habe ich es unterschätzt. Einen Großteil des Tages saßen wir im Truck. Unterwegs gab es nur wenige Halte und wenig zu sehen. Das kann sehr langweilig sein. Für längere Reisen wäre diese Reiseart wohl nichts für mich.
Dies war meine erste Gruppenreise und ich wurde positiv überrascht. Das Klima in der Gruppe war super. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Die gute Gruppendynamik hat mit dazu beigetragen, dass der Urlaub insgesamt schön war.
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